Ausgabe 02/2025
Gewerkschaftliche Hartnäckigkeit

Nach 18 Jahren privater Führung übernimmt die Stadt Hamburg das Pflegeunternehmen Pflegen & Wohnen wieder in die eigene Hand. Ein Schritt, der nicht zufällig kommt, sondern das Ergebnis beharrlicher gewerkschaftlicher Arbeit ist. Die Rekommunalisierung beendet eine lange Phase wechselnder Eigentümer und unsicherer Perspektiven – für Beschäftigte wie für Pflegebedürftige.
"Dafür haben wir uns als ver.di seit 18 Jahren eingesetzt. Es ist das Ergebnis gewerkschaftlicher Beharrlichkeit auf allen Ebenen", sagt Hilke Stein, Fachbereichsleiterin für Gesundheit und Soziales. Der Fachbereich Gesundheit und Soziale Dienste hat in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass die Stadt mehr Verantwortung übernehmen muss – für gute Arbeitsbedingungen und eine verlässliche Pflege. Die betriebliche Basis blieb in all den Jahren hartnäckig. In intensiven Auseinandersetzungen wurde ein Haustarifvertrag erkämpft, der heute bundesweit zu den besten in der Altenpflege zählt.
Von der Privatisierung zum Arbeitskampf
2007 entschied sich der CDU-geführte Senat für die Privatisierung von Pflegen & Wohnen. Die Erwartung: Effizienzsteigerung durch private Investoren. Die Realität sah anders aus. 2011 versuchten die damaligen Eigentümer, die Tarifbindung aufzukündigen – und lösten damit einen der härtesten Arbeitskämpfe in der Altenpflege aus. 48 Tage lang streikten die Beschäftigten, um ihre Rechte zu verteidigen. Sie setzten sich durch: Der Haustarifvertrag blieb erhalten und wurde in den Folgejahren weiter verbessert. Heute liegen die Löhne über dem Branchendurchschnitt. Auch wenn das Unternehmen mehrfach weiterverkauft wurde, blieb die gewerkschaftliche Organisation stark – eine Konstante in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld.
Warum jetzt der Rückkauf?
Zuletzt hielt der Immobilienkonzern Vonovia Anteile an Pflegen & Wohnen. Die Gefahr, dass das Unternehmen erneut verkauft oder gar zerschlagen wird, war real. ver.di hat daher immer wieder klargemacht, dass Hamburg sich diese Chance nicht nur sichern, sondern auch Verantwortung übernehmen muss. Mit der Rekommunalisierung kann die Stadt nun endlich aktiv Einfluss auf die Pflegebedingungen nehmen.
Es geht nicht nur um sichere Arbeitsplätze, sondern auch um bessere Versorgungsstrukturen. Pflege darf sich nicht an maximalen Renditen orientieren, sondern an den Bedürfnissen der Menschen. Die Stadt hat jetzt auch die Möglichkeit, gezielt in notwendige Angebote zu investieren – etwa in die Kurzzeitpflege oder spezialisierte Einrichtungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen.
Die Übernahme von Pflegen & Wohnen ist mehr als ein wirtschaftlicher Vorgang. Sie ist das Ergebnis eines langen Kampfes – und ein Beweis dafür, dass konsequentes Engagement und gewerkschaftliche Hartnäckigkeit mit einer starken betrieblichen Basis Veränderungen bewirken kann.