Ausgabe 02/2025
Wohlstand wird erstritten
In der Hochinflationsphase von 2021 bis 2023 fraß die Teuerung die oft hart erkämpften Lohnerhöhungen auf – doch 2024 markiert einen Wendepunkt. Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten steigen die Reallöhne spürbar. Die Zahlen sprechen für sich: ein durchschnittlicher Reallohnzuwachs von 3,1 Prozent – so hoch wie seit 2008 nicht mehr.

Dafür sorgten nicht nur die gesunkene Inflation, sondern vor allem harte, erfolgreiche Tarifverhandlungen und durchgesetzte Inflationsausgleichsprämien. Als die Preise explodierten, handelten die wenigsten Arbeitgeber proaktiv. Erst der Druck von ver.di und anderen Gewerkschaften führte dazu, dass Sonderzahlungen erkämpft wurden – eine dringend nötige Entlastung für Millionen Haushalte und ein entscheidender Faktor dafür, dass die Reallöhne 2024 insgesamt so stark gestiegen sind.
Doch die Auswirkungen gehen weit über die aktuelle Lohnentwicklung hinaus. Steigende Löhne bedeuten auch steigende Renten. Die mehr als 21 Millionen Rentner in Deutschland erhalten seit Juli 2024 um 4,57 Prozent höhere Zahlungen, ab 1. Juli 2025 sollen es weitere 3,74 Prozent sein. Da die Rentenhöhe an die wirtschaftliche Entwicklung, vor allem die Steigerungen der Löhne und Gehälter gekoppelt ist, sorgt das Lohnwachstum von heute für höhere Rentenansprüche in der Zukunft – sowohl für diejenigen, die aktuell im Erwerbsleben stehen, als auch für die heutigen Rentnerinnen und Rentner. Das bedeutet konkret: Wer heute bessere Tariflöhne erhält, hat jetzt und später eine höhere Rente – und sorgt so aktiv für mehr soziale Sicherheit im Alter.
Ein Trend ist hier jedoch leider nicht zu verzeichnen. Rentensteigerungen dürfte es zwar auch künftig geben – aber laut aktuellem Rentenversicherungsbericht in geringerem Ausmaß. Dabei ist die Dynamik der Rentenanpassung ein wichtiger Aspekt für das Vertrauen in das System der gesetzlichen Rente.
Es gilt also weiterhin: Wohlstand wird erstritten, nicht geschenkt. ver.di zeigt, dass Gewerkschaftsarbeit funktioniert – und dass sie heute wichtiger ist denn je. Denn wer in unsicheren Zeiten Sicherheit will, kommt an Tarifverträgen nicht vorbei.