Ausgabe 04/2025
Ausstellung

Umkämpfte Umwelt
Was dabei herauskommen kann, wenn Kunst auf Ökologie beziehungsweise Ökologie auf Kunst trifft, ist derzeit im Kunstraum Kreuzberg in Berlin zu sehen. Aber nicht nur dort. Auch im öffentlichen Stadtraum kann betrachtet werden, wie die beteiligten Künstler*innen auf die bedrohte Umwelt blicken. Die Ausstellung untersucht dabei die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Formen von Materie auf unserem Planeten. So auch in der Gehrensstraße 1 in Alt-Hohenschönhausen im Osten Berlins. Dort wurde 2003 ein Wohnkomplex für Vertragsarbeiter geschlossen. Auf dem riesigen Grundstück hat sich seither um die entkernten Gebäude herum eine blühende Hopfen-Landschaft entwickelt, die nun einem neuen Wohnviertel weichen soll. Die Künstlerin und Stadtforscherin Marina Resende hat sich für diesen vom Kapitalismus übersehenen Stadtwinkel interessiert und die Arbeit "Bodenwirtschaft" geschaffen. Für das Klima ist der Hopfen allemal besser. Jede Versiegelung von Landschaften durch Gebäude und Straßen verschlechtern es. Wie Eingriffe in die Natur, Krieg und andere Krisen die Umwelt belasten, gar zerstören – mit diesen wichtigen Themen beschäftigen sich die Arbeiten dieser Ausstellung. Sehr sehenswert. Petra Welzel
KUNSTRAUM KREUZBERG/BETHANIEN, MARIANNENPLATZ 2, 10997 BERLIN TGL. 10–20 UHR, BIS 5. OKTOBER

Arbeits[T]räume. Ein Zukunftslabor
Vier- oder Fünf-Tage-Woche? Home-Office oder Büro? Mit oder ohne Roboter-Hilfe arbeiten? Dienstreisen oder Remote-Arbeit aus dem Ausland? Wie die Arbeit der Zukunft aussehen wird – wer möchte das nicht wissen? Viele arbeiten längst in der oben beschriebenen Zukunft. Zum Beispiel Deutsche, die auf der anderen Seite der Erdkugel leben und dort Nachrichtenportale füllen und aktuell halten, während ihre Kolleg*innen in Deutschland sich im Schlaf vom (Arbeits-)Tag erholen. Aber natürlich wird auch in Deutschland nachts gearbeitet, etwa in Krankenhäusern oder bei der Feuerwehr. Allerdings sind die Dienstzeiten dort dank der Gewerkschaften zum Wohl der Beschäftigten geregelt. Ob die Arbeit der Zukunft eine Bereicherung oder Bedrohung für die Arbeitswelt birgt, liegt also immer auch in unseren Händen und in diesem Fall der der Ausstellungsbesucher*innen. In sechs interaktiven Arbeitsräumen gibt es viele Möglichkeiten, die Arbeit der Zukunft mitzudenken und mitzugestalten, sich selbst einzubringen. Ziel der Ausstellungsmacher*innen ist es, eine gemeinsame Vision von guter Arbeit in der Zukunft zu entwickeln. Eine Ausstellung also wie gemacht für Gewerkschafter*innen. Petra Welzel
LVR-INDUSTRIEMUSEUM, KRAFTWERK ERMEN & ENGELS, ENGELS-PLATZ 2, 51766 ENGELSKIRCHEN, DI–FR 10–17 UHR, SA/SO 11–18 UHR, BIS 26. OKTOBER

Werner Tübke. Metamorphosen
46 Zeichnungen und Aquarelle des Malers Werner Tübke hat das Ehepaar Barbara und Eduard Beaucamp dem Frankfurter Städel Museum überlassen. Werner Tübke, geboren 1929 in Sachsen-Anhalt, zählt bis heute zu den bedeutendsten Malern der DDR, auch wenn er über die Grenzen Ostdeutschlands hinaus weniger bekannt ist. Einige seiner monumentalen Gemälde wie das Bauernkriegspanorama sind zwar bekannt und viele auch schon ausgestellt worden. Nicht so aber die Aquarelle und Zeichnungen aus mehr als 50 Jahren künstlerischen Schaffens. Eduard Beaucamp war viele Jahre Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und traf Werner Tübke einst in den 1960er-Jahren in seinem Leipziger Atelier. Er war fasziniert von Tübkes Arbeit und wurde zum Sammler seiner Werke. In seiner Sammlung taucht immer wieder ein Harlekin in den Bildern auf. Tübke selbst sagte einmal, der Harlekin sei er selbst. Oft taucht der in düsteren Landschaften auf, zeigt eine Figur, die mit sich und ihrem Umfeld hadert, an ihr leidet. Das Adjektiv tiefgründig trifft diese Arbeiten am ehesten.
Petra Welzel
STÄDEL MUSEUM, SCHAUMAINKAI 63, 60596 FRANKFURT AM MAIN, DI–SO 10–18 UHR, DO 10–21 UHR, BIS 28. SEPTEMBER