Eine Menschentraube steht vor dem Apple-Store am Jungfernstieg, also auf der besten Präsentiermeile Hamburgs. Doch dieses Mal gibt es kein neues Apple-Gerät. Stattdessen hat ver.di die Beschäftigten zur aktiven Mittagspause eingeladen. Dasselbe geschieht in Dresden vor der Altmarktgalerie. Weitere Aktionen und Mittagspausen in anderen Stores sollen demnächst folgen.

Sie wollen etwas vom süßen Erfolg des berühmten Apfels abhaben. Deshalb haben Beschäftigte bei Apple begonnen, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Im Hamburger Store ist bereits 2013 ein Betriebsrat gewählt worden. Er hat das Recht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verhandelt. Aber da ist noch Luft nach oben, finden die Beschäftigten: bessere Arbeitszeitmodelle und tarifvertraglich festgeschriebene Leistungen.

In Dresden forderten Apple-Beschäftigte bereits im vergangenen Jahr in einer Unterschriftensammlung eine nachträgliche Zahlung der Inflationsausgleichprämie, Gespräche über die Verringerung der Wochenarbeitszeit und mehr Transparenz bei den Gehältern und Bewertungen der Beschäftigten. "Mit einem Tarifvertrag wäre so eine Aushandlung auf Augenhöhe gegeben. Bisher fehlt dieser jedoch bei Apple, was in anderen Handelsunternehmen bereits der Fall ist", betont Daniel Herold, Geschäftsführer im ver.di-Bezirk Sachsen West-Ost-Süd.

Tarifvertrag überfällig

Die Apple-Stores sind eine Einzelhandelskette. Während andere Handelsunternehmen tarifgebunden sind, ist das bei Apple nicht der Fall. Das bedeutet mangelnde Rechtssicherheit, da nichts tarifvertraglich festgelegt ist. Die Beschäftigten sind bei den Arbeits- und Einkom- mensbedingungen von der Willkür des Arbeitgebers abhängig. Heike Lattekamp, stellvertretende ver.di-Landesbezirksleiterin Hamburg, sagt: "Wer in einen Apple Store geht, erwartet Fachwissen und Expertise auf hohem Niveau. Diesen guten Ruf haben die Beschäftigten erarbeitet und verstärken dies jeden Tag. Sie verdienen transparente und rechtssichere Arbeits- und Einkommensbedingungen. Und sie verdienen, Einfluss nehmen zu können. Dafür muss endlich ein Tarifvertrag abgeschlossen werden, das ist längst überfällig!"

Mehr als die Hälfte der 180 Mitarbeiter*innen im Apple-Store in Hamburg ist in ver.di organisiert. Auch in Dresden sind sie gut aufgestellt. Die Aktion zeigt schon jetzt, gemeinsam können die Beschäftigten Wirbel machen und etwas erreichen. Die Forderung nach Mitbestimmung und verlässlichen Tarifverträgen hat sich für alle ausgezahlt. Denn bereits einen Tag später können in ganz Deutschland die Sektkorken knallen.

"Apple hat angekündigt, im nächsten Jahr zum 1. Januar 2026 die 37,5 Stunden-Woche einzuführen", berichtet Heike Lattekamp. Das ist ja auch das, was der Tarifvertrag hergibt. Da kann man doch echt nur sagen, geil."

"Es lohnt sich als Gemeinschaft und im Team für etwas einzustehen. Und genau das hat sich mit der aktiven Mittagspause und dem Austausch unter Kolleg*innen gezeigt", sagt eine Store-Mitarbeiterin. Dirk Renter, Betriebsratsvorsitzender vom Apple Store Jungfernstieg, freut sich über den Erfolg: "Die perfekte Investition: einen kleinen ver.di-Stand mit Brezeln vor dem Betrieb aufzubauen und einen Tag später die 37,5 Stunden-Woche für alle Kolleg*innen zu bekommen."

Hamburg und Dresden haben mit ihren Aktionen bundesweit ein Zeichen gesetzt und gezeigt, gewerkschaftliche Organisation und Gemeinschaft lohnt sich. Das soll auch ein Signal an andere Stores sein, dass niemand allein kämpfen muss. Gewerkschaft geht in allen Stores.

Marion Lühring