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Oliver Berg/dpa

Titel "Gift für die Gesundheit", ver.di publik 3_2025

Ich kann nur appellieren, dass hier der gesunde Sachverstand waltet und von einer wöchentlichen Arbeitszeit abgesehen wird. Die gegenwärtigen Regelungen zur täglichen Arbeitszeit sind hart erstritten und vom gesundheitlichen Aspekt ja nicht umsonst. Es wird ständig mit Flexibilität argumentiert.

Wie flexibel muss der Arbeitnehmer bei 600 Millionen Überstunden noch sein?

Und ich denke, 10 Stunden am Tag sind wahrlich genug. In einigen Branchen ist auch bei einem gewissen Arbeitspensum das Unfallrisiko erhöht. Eine nicht zu vernachlässigende Errungenschaft ist die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers für den Angestellten, und die sollte mit einigem Gewicht eine Rolle spielen. Und schließlich, wenn Kanzler Merz von Work-Life-Balance spricht, mit der konjunkturell kein Staat zu machen ist, werden hier wieder einmal Äpfel mit Birnen verwechselt. Das Wunschdenken einiger Leute in die Realität zu übertragen, ist schlichtweg abwegig. So ist die Arbeitswelt nicht!

Hans-Peter Hasler, per E-Mail

Im Gegensatz zur Haltung von ver.di habe ich viele positive Rückmeldungen zur Flexibilisierung der wöchentlichen bzw. täglichen Arbeitszeit bei uns im Betrieb bekommen. In der Vergangenheit haben wir in der Wohnbetreuung von Menschen mit Behinderung in der Woche im geteilten Dienst gearbeitet, also ab 6:30 morgens 3 bis 4 Stunden, ab 15:30/16:30 nochmal 5 bis zu 7 Stunden. Die Betreuten gehen ja zur Arbeit. Der Tag begann und endete mit denselben Betreuern. Das gibt Sicherheit und Übersicht für Kollegen und Betreute. Dafür hatten wir aber nie mehr als zwei Tage am Stück! Die 11 Stunden Pause wurden auch eingehalten. Am Wochenende dann am Stück gearbeitet, und die Überlappung machte Ausflüge möglich. Jetzt haben wir gesetzeskonform die 5-Tage-Woche, nur einzelne Tage frei, die reichen nicht zur Erholung. Der Tag ist von den Erlebnissen und Herausforderungen so geprägt, dass Abschalten nicht gelingt. Und die Dienstabdeckung am Wochenende erfordert nun doppelt so viele Mitarbeiter und damit haben wir viel mehr Teilzeitstellen bekommen, kaum noch Vollzeitstellen. Die Belegschaft ist in den Vorlieben geteilt, aber bitte kein Dogma!

Eine Option zu wählen – das wäre Klasse!

Birgit Wilken, per E-Mail

Interview "Nicht nachhaltig gedacht", ver.di publik 3_2025

Als ehemalige Arbeitslosengeld-II-Bezieherin, gelernte Industriekauffrau sowie Kauffrau im Gesundheitswesen und etliche Jahre unterhalb der formalen Qualifikation als Zeitungsausträgerin und seit knapp drei Jahren als Reiseberaterin in einer DB-Agentur angestellt, stimme ich Heinz Georg von Wensiersky uneingeschränkt zu. Seitens der Wirtschaft wird zwar trotz aktuell angespanntem Arbeitsmarkt nach wie vor über fehlende Fachkräfte geklagt – das betrifft allerdings nur diejenigen mit nachfolgendem Profil: Unter 35 mit Ausbildung und Berufserfahrung eines Ü-50-Jährigen zum gesetzlichen Mindestlohn oder nur knapp darüber. Wer als gelernte Fachkraft – insbesondere ohne mehrjährige Berufserfahrung nach erfolgreichem Ausbildungs-/Studienabschluss – deutlich oberhalb des gesetzlichen Mindestlohnes bezahlt werden will, geht nach wie vor häufig leer aus. Kein Wunder, dass laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit immer mehr junge Menschen keine Ausbildung haben bzw. eine solche für sie unter diesen Umständen unattraktiv ist. Die geplante Wiedereinführung des Vermittlungsvorranges ist auch aus meiner Sicht absolut unsinnig, denn damit ein Arbeitsverhältnis über die anfängliche Probezeit hinaus andauert, müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer optimal zueinander passen. Auch der Feststellung von Heinz Georg von Wensiersky, dass es nur ganz wenige Sachbearbeiter bzw. Fallmanager gibt, die Widerstand leisten, indem sie im Sinne der Versicherten bzw. der Leistungsempfänger*innen ordentlich arbeiten, stimme ich aufgrund meiner früheren Erfahrung als Arbeitslosengeld-II-Bezieherin uneingeschränkt zu. Diese Form des Widerstandes muss sich dringend vergrößern, um die verantwortlichen Politiker nachhaltig unter Druck zu setzen.

Elgin Fischbach, Leimen

Kommentar "Bedingungen müssen stimmen", ver.di publik 3_2025

Ein sehr informativer Kommentar! Die Rechenart des IW ist auch völlig absurd. Um die schon Arbeitenden nicht noch weiter zu belasten, wäre es besser, mehr Leute in Arbeit zu bringen – zum Beispiel durch Kita-Ausbau, familienfreundliche Arbeitsmodelle, durch eine Absenkung des Ehegatten-Splittings, durch schnellere Eingliederung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt etc.. Entscheidend für das Bruttoinlandsprodukt eines Landes ist auch nicht die Zahl der einzelnen Arbeitsstunden der Erwerbsfähigen, sondern die geleisteten Stunden insgesamt. Die ließen sich durch obige Maßnahmen gut erhöhen.

Dietmar Angerer, München

Reportage "Umsteuern ist ein weites Feld", ver.di publik 3_2025

Ich freue mich immer wieder, dass Sie wichtige Themen aufgreifen und sie weitaus kritischer behandeln, als ich es aus der übrigen Presse kenne. In Ihrem Bericht über Versuche der Verkehrswende in Mecklenburg und über Ansätze in Hamburg fällt die Darstellung der Hamburger Verhältnisse aber viel zu unkritisch aus. Hamburg ist eine Autostadt und wird es nach dem Willen der Politik auch bleiben. Das kann ich als Hamburger wirklich beurteilen. Natürlich gibt es idyllische Ecken, aber im Allgemeinen dominiert das Auto, und die meisten Radwege sind einfach lächerlich, das sage ich als passionierter Radler. Es macht wenig Spaß, mit dem Rad an einer tosenden, stadtautobahnähnlichen vielspurigen Straße entlangzufahren – und auch noch den letzten Fußgänger zu verjagen, denn die neuen Radwege sind oft viel zu breit auf Kosten der Fußwege angelegt. Der Autoverkehr wird dadurch nicht eingeschränkt.

Es ist aber unausgesprochenes Dogma aller Parteien in Hamburg, den Autoverkehr nicht zu beschränken, von wenigen Vorzeigeprojekten vielleicht abgesehen. Der Bau der im Artikel beschriebenen neuen U-Bahn ist eine reine Alibiveranstaltung. Natürlich wäre es mit einer Straßenbahn viel billiger gegangen. Aber die Straßenbahnen wurden in Hamburg schon vor vielen Jahrzehnten zugunsten der Motorlobby abgeschafft. Mit dem U-Bahnbau, mit dem die nichtmotorisierte Bevölkerung unter die Erde gezwungen wird, lässt sich unglaublich viel Geld der Steuerzahler verdienen, und der Autoverkehr rollt ungehindert weiter. In Hamburg regiert der Profit, und eine echte Verkehrswende wird von den Politikern, einschließlich der Grünen, nicht angestrebt.

Manfred Bonson, Lüdinghausen

Ich wohne nur 24 Kilometer Luftlinie von Sylt entfernt, 5 Kilometer vom KFZ-Verladebahnhof Niebüll. Der ÖPNV hier in Nordfriesland ist katastrophal unterirdisch wie das fachliche Stellenangebot. Die Marschbahn von Hamburg nach Westerland ist durch Zugausfälle und massive Verspätungen bekannt. Tägliche Zugverspätungen bis zu 28 Minuten am Vormittag bis zum Totalausfall, Weichenausfall, Haltestellen auf der Strecke, ohne dass eine Ansage gemacht wird, die Autozüge haben prinzipiell Vorrang vor den Personalzügen! Und an den Wochenenden massig überfüllt. Zur Arbeit fährt man zwei Züge früher als tatsächlich erforderlich. Samstags im Winterfahrplan ist man für 4 Stunden Arbeit 4 Stunden unterwegs. Im Sommer: für 7 Stunden Arbeit mindestens 12,5 Stunden unterwegs. Lindholm liegt 5 km entfernt – mit dem Bus sind es mindestens 19 Minuten Fahrzeit – die Busse verkehren so wenig, dass man sie an einer Hand abzählen kann! Radwege regelmäßig zu kehren, zu pflegen oder zu streuen kennt man hier nicht. Der Unterstellplatz für die Fahrräder am Niebüller Bahnhof ist nur zu 50 Prozent beleuchtet – in den Wintermonaten ein Gräuel! Resultat: Komplettes Politikerversagen – von "Mobilität" kann keine Rede sein! Schleswig-Holstein hat das schlechteste Bahnnetz mit nur 30 Prozent Elektrifizierung! Und die Zugverbindung von Niebüll nach Flensburg wurde vor 11 Jahren gekappt – jetzt gibt es nur noch eine Busverbindung! Über eine Stunde Fahrzeit – wenn man ohne Stau durchkommt, was selten der Fall ist. In Risum-Lindholm ist ein Neubaugebiet mit 54 Bauplätzen entstanden – natürlich ohne ÖPNV-Anschluss. Im Wahlprogramm 2024 des Bürgermeisters war mit keinem Wort "Umweltschutz", "Nachhaltigkeit", "Umweltverträglichkeit", "Mobilität" erwähnt – es ging nur ums "Bauen".

Rita B. Mücke, Risum-Lindholm, Lindholm-Nordfriesland, Outback, Nirvana, Provinz

Im Artikel heißt es "Viele Kommunen wollen die Menschen in den ÖPNV locken, doch schränken den Autoverkehr nur zögerlich ein." "Locken" ist das Gegenteil der hier propagierten autoritären Politik! Verbote und Zwang machen den Menschen das Leben schwer, statt die Lebensbedingungen zu verbessern. Ich habe heute das Auto stehengelassen und bin mit der U-Bahn gefahren. Eine Tageskarte kostet in Hamburg mehr als 7 Euro (und ist damit günstiger als zwei Einzeltickets), aber es ging um einen dienstlichen Termin und der Arbeitgeber erstattet die Kosten. Privat leiste ich mir diese teuren ÖPNV-Fahrten nicht. So lockt man niemanden irgendwohin, dafür bräuchte es ein günstiges, bequemes und sicheres Angebot.

Doris Mir Ghaffari, per E-Mail

Kulturbeutel, ver.di publik

Ich möchte mich bedanken für die großartigen Tipps auf den Kulturseiten, zum Beispiel den Hinweis auf das Album Te Whare Tiwekaweka von Marlon Williams, aber auch vieles andere.

Claudia Heufers-Darkwa, per E-Mail

Thema "Planet und Mensch in einem Boot", ver.di publik 2_2025

Obwohl fast jeder weiß, dass Fleisch überflüssig und ungesund ist, essen viele trotzdem Fleisch und kuscheln gleichzeitig mit Hunden oder Katzen. Sind das wirklich Tierfreunde? Juliane Drechsel, Neumünster