Ausgabe 06/2025
Die einzige Frau

Mein Arbeitsplatz
Nach meinem Opa und meinem Vater bin ich bei mir in der Familie die dritte Generation, die in der Energieversorgung arbeitet. Meine Ausbildung habe ich beim Vorgänger der NEW Netz GmbH gemacht, wo ich seither arbeite. Damals hieß das noch Energieelektroniker, Fachrichtung Betriebstechnik. Nach der Ausbildung bin ich direkt selbst Ausbilderin geworden. Berufsbegleitend habe ich noch den staatlich geprüften Techniker für Elektrotechnik gemacht, Schwerpunkt Energietechnik und Prozessautomatisierung, und danach noch den staatlich geprüften technischen Betriebswirt. Mein Büro ist schlicht gehalten: Laptop, Monitor, Clean Desk. Dazu kommen die Werkstatt mit den Werkbänken für die Auszubildenden, die Elektronikplätze im Labor, und ein Unterrichtsraum mit einem großen Monitor. Wer hier ausgebildet wird, macht später im Arbeitsalltag die Arbeiten rund um die Energieversorgung. Das sieht man meistens an den großen Löchern in der Straße, wo unsere Leute sich mit der Stromversorgung beschäftigten.
Für die praktischen Lernvorgänge gehen die Auszubildenden in die Fachabteilungen und fahren auf die Baustellen. Sie selbst dürfen aber noch nicht unter Spannung arbeiten. Ich bringe ihnen die Grundlagen bei, mache mit ihnen die Prüfungsvorbereitungen und lerne sie an, wenn sie ihre Prüfungsstücke in der Werkstatt vorbereiten. Das sind beispielsweise Gitter, auf denen eine speicherprogrammierbare Steuerung montiert ist, die sie programmieren müssen. Sie simulieren damit beispielsweise eine Anlage wie etwa zur Steuerung einer Waschanlage. Der Hauptteil der künftigen Arbeit findet aber tatsächlich auf der Straße statt: Kabelfehler beheben, Neuverlegungen, Hausanschlüsse; also reine Energieversorgung.
Ich bibbere immer mit bei den Prüfungen
Ich habe viel Abwechslung im Arbeitsalltag. Wenn die Auszubildenden morgens kommen, gebe ich ihnen eine Aufgabe, kontrolliere die Ergebnisse, mache Unterricht in der Theorie oder in der Praxis in der Werkstatt oder helfe bei den Lernvorbereitungen für eine Klassenarbeit. Dann kommt noch das Organisatorische dazu wie beispielsweise das Bestellen von Material: Leitungen, Sicherheitsschuhe etc.. Bis auf einen Azubi in 30 Jahren haben immer alle die Prüfungen bestanden. Ich bibbere mit ihnen, denn wir als Ausbilder werden immer mitgeprüft. Die Ausbildung heißt heutzutage Elektroniker Betriebstechnik und dauert 3,5 Jahre. Tatsächlich machen bei uns derzeit keine Frauen diese Ausbildung. Vor Ewigkeiten hatten wir mal eine duale Studentin. Aber es bewerben sich einfach keine Frauen. Wir haben alles versucht.
Ich selbst bilde mich regelmäßig weiter. Demnächst zum Thema KI. Bei ver.di macht mir die Mitarbeit im MTI-Ausschuss Spaß und bei der Kampagne: NRW muss investieren. Ohne Gewerkschaft geht es nicht. Die Arbeitgeber sind ja auch organisiert. Protokoll: Marion Lühring; Foto: Birte Kaufmann