Es geht schon wieder los

Telekom-Chef Obermann will mehr Jobs auslagern. ver.di fordert jetzt Mindestlöhne für die Branche

Die Ausgliederung von mehr als 50000 T-Com-Beschäftigten in drei neue Service-Gesellschaften steckt nach wochenlangem Streik im ersten Halbjahr 2007 noch in den letzten Detailverhandlungen mit der Gewerkschaft. Doch es geht schon wieder los: Die Konzernspitze strebt weitere Umstrukturierungen in der davon ohnehin gebeutelten Belegschaft an. Die Unternehmensführung sucht jetzt offenbar nach einem Geschäftspartner für einzelne Sparten und geht erneut auf Konfrontationskurs mit ver.di.

Der nächste Umbau

Telekom-Vorstandsvorsitzender René Obermann hat jetzt neben dem Abbau von Stellen in der Bonner Konzernholding den Umbau der Geschäftskundensparte T-Systems ins Visier genommen. Bis zu 18000 Beschäftigte der Sparte System-Integration könnten von einer angestrebten Auslagerung betroffen sein, Kündigungen sollen vermieden werden.

Die Arbeit der Beschäftigten in dieser Sparte sehen Beobachter in Konkurrenz zu der Tätigkeit von Anbietern in Niedriglohnländern wie Indien oder Brasilien. Da die Arbeiten jedoch direkt beim Kunden vor Ort, also überwiegend in Deutschland selbst, geleistet werden müssen, können die Jobs nicht auf schlichte Weise gestrichen und durch die Niedriglohn-Beschäftigten in anderen Ländern ersetzt werden.

ver.di-Vorstandsmitglied Lothar Schröder warnte jedoch: "Wenn die Telekom uns mit derselben Rigorosität behandelt wie in der jüngsten Vergangenheit, dann stehen uns schwere Auseinandersetzungen bevor." In der Telekom-Branche, so Schröder, habe er niemals damit gerechnet, einen Mindestlohn fordern zu müssen. "In Anbetracht der Entwicklung halte ich das jetzt aber für notwendig", erklärte er auf einer Pressekonferenz Ende August in Berlin.

Forderung für Call-Center

Diese Forderung Schröders bezieht sich vor allem auf die Call-Center-Branche, in der andere Unternehmen die Telekom weit unterbieten und ihren Beschäftigten wesentlich weniger zahlen, als in den Call-Centern der Telekom verdient wird. Als Vorbild für eine Mindestlohnregelung bei der Telekom nannte Lothar Schröder die Postbranche. Dort hat Postchef Klaus Zumwinkel, der auch im Aufsichtsrat der Telekom den Vorsitz führt, jüngst einen Mindestlohn für Briefzusteller/innen durchgesetzt, um die Konkurrenz durch neu entstandene Billiganbieter abzuwehren, die bislang noch keine Tariflöhne zahlen. PETRA GROLL