Hertie war nicht mehr zu retten

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen | Es fehlt in keinem Reiseführer der Region: das traditionsreiche Jugendstilgebäude, gebaut 1912/13, eines der schönsten Kaufhäuser Deutschlands. Die lange Geschichte des Hauses fand durch die Insolvenz von Hertie ein vorläufiges Ende. Allen Hoffnungen zum Trotz gibt es kein Happy End: 46 Verkäuferinnen und Verkäufer erhielten die Kündigung. Sie hatten sich engagiert und sich mit zahlreichen öffentlichen Aktionen dagegen gewehrt. Betriebsrat und ver.di-Bezirk müssen nach vielen Gesprächen, Protesten und Rettungsversuchen feststellen, dass es nicht möglich war, auf regionaler Ebene einzugreifen, während die Verhandlungen auf Bundesebene geführt wurden. Der Großteil der 46 Kolleg/innen ist über 50 Jahre alt und blickt auf Betriebszugehörigkeiten von mehr als 30 Jahren zurück. In der von hoher Arbeitslosigkeit geprägten Region ist das ein herber Schlag. Auch für die Stadt Görlitz. Das Kaufhaus war ein Besucher-Magnet, fuhr keine Verluste ein und gruppierte um sich herum ein intaktes Umfeld mit Geschäften, Gaststätten und Dienstleistungseinrichtungen. Am letzten Arbeitstag bei Hertie, dem 21. August, verhandelten nochmal Regionalpolitiker, Wirtschaftsvertreter und die Arbeitsagentur mit ver.di. Geregelt wurde, dass die Auszubildenden von anderen Geschäften übernommen werden. Eine Transfer- oder Weiterbildungsgesellschaft gibt es nicht, auch Abfindungen konnten nicht ausgehandelt werden.