von Heike Langenberg

ver.di lebt nicht in Zahlen, sondern Tag für Tag, vor Ort, mit jedem einzelnen Mitglied

Botswana, Mazedonien, Slowenien - in etwa so groß ist ver.di. Was die drei Länder, jedes für sich, an Einwohner/innen aufweisen, füllt in etwa die ver.di-Mitgliederdatei. 2.094.455 Menschen wurden dort am 31. Dezember 2010 geführt, verteilt auf elf Landesbezirke mit insgesamt 85 Bezirken. 2.094.455 Männer, Frauen und auch Kinder. Ja, auch Kinder. 91 ver.di-Mitglieder sind jünger als 15 Jahre. Aktuell die jüngsten Mitglieder sind Zwillinge, zwei Mädchen aus Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern. Im April 2000 geboren, im Mai 2010 in ver.di eingetreten. Am anderen Ende der Tabelle steht Martin Dressel. Stolze 108 Jahre ist der Nürnberger alt und wurde im vergangenen Jahr vom ver.di-Bezirk Mittelfranken für seine 90-jährige Gewerkschaftsmitgliedschaft ausgezeichnet. Damit ist er zugleich das ver.di-Mitglied, das am längsten einer Gewerkschaft angehört. 13.539 Männer und Frauen bringen es immerhin auf eine Gewerkschaftsmitgliedschaft von 60 und mehr Jahren. Gliedert man die Zugehörigkeit nach Jahrzehnten, sieht man, dass die meisten Mitglieder innerhalb der letzten zehn Jahre in ver.di eingetreten sind. Aus den Gründungsgewerkschaften sind noch 1.404.291 Männer und Frauen heute in ver.di. 1.888.816 Menschen haben ver.di seit der Gründung den Rücken gekehrt oder sind gestorben. Ihnen gegenüber stehen 1.072.144 Mitglieder, die in diesem Zeitraum eingetreten sind.

Wenn die Frauen nicht wären

Das ist auch den ehrenamtlichen Werber/innen zu verdanken. Allein 2010 waren 28.817 Mitglieder so überzeugend, dass sie insgesamt 93.930 ihrer Kolleg/innen oder Bekannten für einen Beitritt gewinnen konnten. 182 waren besonders aktiv: Ihnen gelang es, jeweils mehr als 20 neue Mitglieder zu werben. Doch wer sind die Mitglieder? Die altersgemäß größte Gruppe ist zwischen 45 und 55 Jahren alt. In weiteren Zahlen ausgedrückt stellt sich ver.di so da: 50,54 Prozent Frauen, 16,51 Prozent Senior/innen, 4,91 Prozent sind jünger als 28 und zählen damit zur gewerkschaftlichen Jugend. Erwerbslos sind 6,11 Prozent, selbstständig 1,43 Prozent, erwerbstätig 75,05 Prozent. Wer von ihnen fest angestellt ist, arbeitet in einem von 110.363 Betrieben der Dienstleistungsbranche. Als Interessenvertreter/in aktiv sind derzeit 52.269 ver.dianer/innen. Sie verteilen sich auf 14.916 Betriebs- und Personalräte sowie Mitarbeitervertretungen. Tausende Tarifverträge hat ver.di bis 2010 für ihre Mitglieder abgeschlossen. Einige davon konnten nur mit Streiks durchgesetzt werden, 107 waren es im vergangenen Jahr. Das hört sich wenig an? Die Zahlen dahinter zeigen den Einsatz, den 68.176 Kolleg/innen dafür gebracht haben: Sie haben 83.088 Tage gestreikt. Dabei hat ver.di sie mit knapp 4,75 Millionen Euro Streikgeld unterstützt. 2009 waren es - wegen härterer Tarifrunden - noch mehr: 160 Streiks, 78.991 Streikende, 301.921 Streiktage, knapp 17,35 Millionen Euro Streikgeld.

In den vergangenen beiden Jahren haben sich an jedem Werktag ver.di-Mitglieder in einem Arbeitskampf befunden. Doch was wäre ein Streik ohne entsprechende Ausstattung? 37 195 Aktionsfahnen können über den Köpfen von Streikenden wehen, auf 1131 Bannern heißt es "Dieser Betrieb wird bestreikt", auf 2009 weiteren steht schlicht "Wir streiken". Gleiche Aussagen werden auch auf Plakaten verkündet: 63.525 mal steht dort "Heute Streik", 36.388 mal "Heute Warnstreik", 21.615 mal "Heute Urabstimmung". Wer dann immer noch nichts vom Arbeitskampf mitbekommen hat, der kann lautstark mit 710.169 Zweitonpfeifen und 288.956 Trillerpfeifen darauf aufmerksam gemacht werden. 571.909 Umhänge wurden zwischen 2005 und 2009 von den ver.di-Gliederungen über den Bereich Werbung und Marketing beim ver.di-Bundesvorstand bestellt, mit verschiedenen Aufschriften wie "Streik", "Warnstreik" oder einfach nur mit dem ver.di-Logo. Damit steht jedem vierten ver.di-Mitglied ein solcher Umhang zur Verfügung - rein rechnerisch zumindest. Und für 72.300 von ihnen gibt es noch ein ver.di-Tattoo dazu. Was machen die ver.di-Mitglieder noch? 2467 von ihnen vertreten ver.di aktuell in 598 Aufsichts- oder Verwaltungsräten. 2010 besuchten in den zehn Bildungsstätten 60.000 Mitglieder und noch nicht Organisierte rund 5000 Seminare. In insgesamt 53.000 Fällen haben sie 2010 gewerkschaftlichen Rechtsbeistand vor Arbeits- und Sozialgerichten in Anspruch genommen. Aber die 2.094.455 Mitglieder machen sicherlich noch viel mehr. Denn ver.di lebt nicht in Zahlen, sondern Tag für Tag, vor Ort, überall in der Republik, mit jedem einzelnen Mitglied.

Quelle: ver.di-Bundesvorstand, Bereich Controlling sowie Bereich Marketing/ImageWerbung