Wachstum und gute Quartalszahlen im Telekom-Konzern sind ein guter Grund, die Einkommen jetzt spürbar zu erhöhen. Gestiegene Kosten für jede/n und wirtschaftliche Krisen in den Nachbarländern liefern weitere Argumente, denn die Menschen brauchen mehr Geld für ihren Lebensunterhalt, aber auch um die Binnennachfrage zu stärken. Das betonte die ver.di-Verhandlungskommission zum Auftakt der Tarifrunde im Telekom-Konzern am 13. Februar.

5,5 Prozent mehr Entgelt fordert ver.di, der Vertrag soll zwölf Monate gelten. Vor allem die Beschäftigten in den unteren Entgeltbereichen sollen deutlich mehr bekommen: 65 Euro für die Auszubildenden und eine Einmalprämie von 500 Euro für Praktikant/innen, die an Einstiegsqualifizierungen teilgenommen haben und in eine Ausbildung übernommen werden. Betriebsbedingte Kündigungen sollen weiterhin ausgeschlossen bleiben.

Positive Trends in der Informationstechnologie

Die derzeit positiven Branchentrends stützen die Forderungen nach höheren Einkommen und Sicherheit. So bezeichnete der Branchenverband BITKOM Ende Januar die Stimmung bei den Hightech-Unternehmen als "sehr gut". Die Unternehmen der Informationstechnologie seien deutlich zuversichtlicher als die Gesamtwirtschaft. Überwiegend erwarte die Informations- und Telekommunikationsbranche für das erste Halbjahr 2014 steigende, mindestens aber stabile Umsätze. Fast zwei Drittel der IT-Unternehmen wollen dieses Jahr Personal einstellen. Auch die Telekom freute sich zum Jahreswechsel über ein beschleunigtes Wachstum. Der Konzern erzielte im dritten Quartal 2013 einen Umsatz von 15,5 Milliarden Euro, sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor, hieß es im Konzernbericht. Bereits das zweite Quartal war ausgezeichnet gelaufen. Der "Heimatmarkt" habe mit anhaltender Stabilität überzeugt, sogar in den USA sei eine beeindruckende Trendwende gelungen, hatte der damalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, René Obermann, die Zahlen kommentiert.

Arbeitgeber wollen Einigung am Verhandlungstisch

ver.di legt vor allem darauf wert, dass die unteren Einkommen überproportional steigen. "Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erfordern es, einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Binnennachfrage gestärkt wird, indem im Geldbeutel mehr zum Leben verbleibt", sagte ver.di-Verhandlungsführer Michael Halberstadt. "Die Lohnzuwächse müssen nicht nur die gestiegenen Kosten für Strom und Miete ausgleichen, sondern auch finanziellen Spielraum für die Beschäftigten schaffen."

Die Arbeitgeberseite überraschte mit der Ankündigung, sie wolle dieses Mal eine Einigung am Verhandlungstisch erreichen. Das hat die ver.di-Verhandlungskommission begrüßt - und die Arbeitgeber dazu aufgefordert, zügig ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. "Wir haben unsere Forderungen dargelegt und gut begründet", so Michael Halberstadt. "Jetzt ist die Arbeitgeberseite am Zug, den Beschäftigten die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdienen, und sie am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben zu lassen."

Doch die Arbeitgeber halten sich bislang bedeckt: Die Entgelterhöhung dürfe das Unternehmen nicht überfordern, so hieß es. Schließlich bewege sich die Telekom in einem schwierigen Wettbewerbsumfeld. Auch müsse man Investitionen in den Netzausbau zur Zukunftssicherung tätigen. Insgesamt aber sei man an einem Ergebnis interessiert, das den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in den Unternehmen gerecht werde.

Die ver.di-Forderung jedenfalls steht fest, das bekräftigte die Gewerkschaft erneut zur zweiten Verhandlungsrunde, die nach Druckbeginn dieser Ausgabe der ver.di publik stattfand. Verhandelt wird für rund 100.000 Arbeitnehmer/innen und Auszubildende der T-Service-Gesellschaften, der Telekom Deutschland GmbH und der Telekom AG sowie in einem zweiten Verhandlungsstrang für die T-Systems-Unternehmen. Für März und April sind weitere Verhandlungstermine vereinbart. Noch erwartet ver.di eine friedliche Einigung. Die Gewerkschaft ist aber darauf vorbereitet, die Verhandlungen notfalls auch mit einem Arbeitskampf zu begleiten.