Geldtransport-Fahrern geht's Geld aus

Es war Freitag, der 13., und es sah vielerorts nicht gut aus für den Bargeldverkehr. Denn in neun Bundesländern beteiligten sich Mitte Januar Beschäftigte in Cash-Zentren und beim Geldtransport an Warnstreiks. In Berlin bei Ziemann stand fast alles still, die wenigen dennoch ankommenden Transporter wurden beim Ein- und Ausfahren von den Streikenden bis zu 15 Minuten blockiert. In Potsdam bei Prosegur lief es ähnlich, dort hielten nur eingesetzte Leiharbeiter einige der Fahrzeuge in Bewegung. Vielerorts wachten Beschäftigte erstmals streikend an Feuerschalen vor den Toren. In München kamen Hunderte Beschäftigte aus ganz Bayern zu einer Großkundgebung zusammen.

Der erste Streiktag in der Winterkälte war ein Erfolg. Den Durchbruch in der laufenden Entgelttarifverhandlung brachte er aber noch nicht. Die Arbeitgeberseite legte am 16. Januar zwar zu und bot jährliche Gehaltserhöhungen zwischen 2 und 3,5 Prozent,später zwischen 26 und 50 Cent. "Da muss noch wesentlich mehr kommen", sagt ver.di-Verhandlungsführer Volker Nüsse. "In der Branche Geld und Wert geht es um mehr Lohn - und um Gerechtigkeit!"

Am wenigsten für die Cash-Zentren

Die Auseinandersetzung, so Nüsse, sei schwierig. Denn obwohl es einen bundesweiten Lohntarifvertrag für die rund 11.000 Beschäftigten gibt, wird für die gleiche Tätigkeit regional sehr unterschiedlich gezahlt. So beträgt der Lohn im Geldtransport in Nordrhein-Westfalen momentan 15,73 Euro, in Berlin nur 11,24 Euro. Auch in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, in Thüringen, dem Saarland und in Rheinland-Pfalz liegt die Bezahlung im Niedriglohnbereich.

Besonders hart trifft es die Beschäftigten in den stationären Cash-Zentren, die Geld zählen und aufbereiten. Sie bekommen aktuell mit 9,33 Euro nur 48 Cent mehr als den gesetzlichen Mindestlohn. "Denen, die täglich die Bargeldversorgung im Land sichern, geht am Monatsende oft selbst das Geld aus", fasst Nüsse zusammen. Eine Beschäftigtenbefragung habe das bestätigt. ver.di will deshalb eine Erhöhung der Stundenlöhne um 1,50 Euro und die Angleichung der regionalen Unterschiede durchsetzen.

Es geht weiter

Nach dem völlig unzureichenden Angebot der Bundesvereinigung Geld- und Wertdienste vom Dezember deutete sich Ende Januar an, dass die Arbeitgeber Schritte in Richtung einer Angleichung der unterschiedlichen Bezahlung mitgehen. Aber viel zu kleine. Die Beschäftigten fordern eine prozentual stärkere Erhöhung der unteren Lohngruppen und Gerechtigkeit zwischen den Bundesländern.

"Wir hängen da noch mehr als vier Euro zurück", sagt Norman Schabacker, Betriebsratsvorsitzender bei Prosegur Rostock, der auch der Tarifkommission angehört. "Wir wollen eine realistische Perspektive und den klaren Beginn der Angleichung. Mit den wenigen Cent, die die Arbeitgeber bisher bieten, wäre in 50 Jahren noch nichts erreicht!" Er sieht das als Provokation. Man nehme die von den Beschäftigten gesetzten Zeichen offenbar nicht ernst genug, darüber ist sich die Tarifkommission einig. Deshalb wurde am 26. Januar nochmals zugelegt: 2.000 Beschäftigte bundesweit verdoppelten die Streikmacht.

H. Nehrlich

www.aber-sicher.org

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