Warnstreiks der Hamburger Bankbeschäftigten

Im gesamten Bundesgebiet fanden seit März Warnstreiks im Bankenbereich statt, zwei Mal wurde bis Redaktionsschluss auch in Hamburg gestreikt, jedes Mal mit guter Beteiligung. Streikende Bankbeschäftigte – das ist immer noch ein ungewohntes Bild. Doch gerade bei den Banken verändern sich die Arbeitsbedingungen in rasantem Tempo. Die Beschäftigten kämpfen mit Filialschließungen, Folgen der Digitalisierung und Arbeitsverdichtung.

ver.di publik hat mit der Fachbereichsleiterin Finanzdienstleitungen bei ver.di Hamburg, Ira Gloe-Semler, darüber gesprochen, was die Kolleg*innen in dieser Tarifrunde auf die Straße treibt.ver.di publik: Was macht die Tarifrunde so schwierig?Ira Gloe-Semler: In dieser Tarifrunde legen die Arbeitgeber eine erschütternde Verweigerungshaltung an den Tag. Sie erkennen die berechtigten Forderungen nicht an oder reagieren mit Drohungen. Zur Forderung nach unbefristeter Übernahme der Azubis erklären sie lapidar: Dann reduzieren wir die Einstellungen von Azubis oder andere Beschäftigte werden dann gehen müssen. Bei der Forderung nach einem verbindlichen Anspruch auf Weiterbildung, kam die Antwort: Es wird keinen verbindlichen Anspruch geben. In der zweiten Tarifrunde forderten die Arbeitgeber die ver.di-Tarifkommission sogar auf, ihre Forderungen zurückzuziehen – erst dann würden sie weiterverhandeln.

Ira Gloe-Semmler

ver.di publik: Tarifverhandlungen unter die Bedingung zu stellen, dass es keine Forderung der Gewerkschaft gibt, spiegelt eine unfassbar herablassende Haltung gegenüber den Arbeitnehmer*innen wider. Statt ihr Grundrecht anzuerkennen, sollen sie zu Bittsteller*innen gemacht werden. Wie reagieren die Beschäftigten auf diese Missachtung?Gloe-Semler: Genau diese Haltung der Arbeitgeber hat bei den Kolleg*innen zu großer Empörung geführt. Seit März haben sich bundesweit etwa 20.000 Beschäftigte an den Warnstreiks beteiligt.

ver.di publik: Ist jetzt ein Ergebnis in Sicht?Gloe-Semler: Der Druck hat erkennbar Bewegung in die Runde gebracht: Nach langen Verhandlungen haben die Arbeitgeber am 20. Mai ein Angebot unterbreitet. Allerdings liegt dieses deutlich unter der Preissteigerungsrate und hätte zur Folge, dass die Kolleg*innen 36 Monate mit einer Entwertung ihres Einkommens klarkommen müssten. Immerhin haben sie Gesprächsbereitschaft beim Thema Azubi-Übernahme und Weiterbildung gezeigt. Einen Durchbruch gab es allerdings nicht.ver.di publik: Wie geht es weiter?Gloe-Semler: Die bisherigen Aktionen und Warnstreiks haben Wirkung gezeigt, doch wir wollen mehr. Wenn wir die Arbeitgeber umstimmen wollen, müssen wir mehr mobilisieren. Die Unruhe muss in den Betrieben spürbarer werden, und weitere Streiks in Hamburg und im Bundesgebiet sind nötig. Daran arbeiten unsere ver.di-Aktiven in den Betrieben.