Die Kürzungen der Bundesmittel treffen den Öffentlichen Personennahverkehr in den Ländern hart. Kein Bus, keine Bahn oder lange Taktzeiten - das kann zur absurden Realität werden, wie das Beispiel Niedersachsen zeigt

Hannover | Die Bundeskürzungen bei den Regionalisierungsmitteln werden den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Niedersachsen hart treffen. Denn anders als in Hessen, Bayern, Berlin, Sachsen und Brandenburg will die Landesregierung hier keine eigenen Mittel bereitstellen, um die drastische Kürzung der Bundesförderung auszugleichen.

Noch absurder erscheint das Ganze vor dem Hintergrund, dass die Pendlerpauschale jetzt erst ab 20 Kilometern Entfernung zum Arbeitsplatz gezahlt wird. Für viele Menschen wird es kaum noch eine Alternative zum Auto geben, auch wenn die Spritpreise auf Rekordhöhe sind und kaum sinken dürften. Vergessen scheinen auch die frommen Sprüche von Arbeitgebern und Politikern, dass Beschäftigte bei der Arbeitsplatzwahl flexibler sein müssen. Als "verkehrspolitische Katastrophe auf Raten" bezeichnet Wolfgang Denia, Leiter von ver.di-Niedersachsen-Bremen, die Entscheidung der Landesregierung.

Bahnhof Goslar: Per Zug gelangen Urlauber und Einheimische nur noch schwer in den Harz

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Sparen geht nur auf Kosten der Sicherheit

Niedersachsen soll bis 2010 rund 283 Millionen Euro weniger erhalten, in diesem Jahr sind es 48 Millionen. Das Land könnte die zusätzlichen Einnahmen aus der Mehrwertsteuererhöhung für den Nahverkehr aufwenden, heißt es in Berlin. Doch genau das lehnen die Politiker/innen ab. Denia warnte davor, dass den Verantwortlichen nur noch Streckenschließungen, Entlassungen oder Dumping-Arbeitsbedingungen bei den rund 20000 Mitarbeitern im niedersächsischen Nahverkehr blieben. "Das geht auf Kosten der Sicherheit."

Besonders betroffen ist zunächst der Harz. Hier wurde auf der Strecke zwischen Bad Harzburg und Kreiensen bereits jeder zweite Zug gestrichen. Auch der Regionalverkehr zwischen Braunschweig und Hildesheim wurde um die Hälfte reduziert. Besonders betroffen ist auch die Region Braunschweig, weil hier viele Strecken zum Zusatzangebot gehören, für die es keine Regionalisierungsmittel gibt. So wurde zum Beispiel das Zug-Angebot auf der Bahnstrecke Bad Harzburg-Goslar-Seesen um die Hälfte gekürzt.

Tourismusziele oft nur noch mit dem Auto erreichbar

Und am Wochenende verkehren die Bahnen auf den Strecken Braunschweig-Helmstedt-Magdeburg oder Braunschweig-Wolfsburg nur noch im Zwei-Stunden-Takt. Touristische Attraktionen wie der Harz oder die Autostadt in Wolfsburg sind damit ohne Pkw schwieriger zu erreichen. Letztlich stehen überall schwächer ausgelastete Strecken wie Lüneburg-Dannenberg, Northeim-Bodenfelde, Uelzen-Soltau-Bremen, Hildesheim-Braunschweig und Schöppenstedt-Helmstedt auf dem Prüfstand.

Gewerkschafter, Naturschützer, Verkehrs- und Sozialverbände haben sich deshalb jetzt zu einem neuen Bündnis zur Rettung des Nahverkehrs zusammengeschlossen. Sie fordern die Landesregierung auf, aufgrund von Mehreinnahmen durch Umschichtungen und effizienteren Mitteleinsatz Möglichkeiten zu schaffen, um die negativen Auswirkungen auf den öffentlichen Nahverkehr noch zu verhindern, bzw. abzuwenden.