Ausgabe 03/2007
Au revoir!
Rolf Linsler hat ver.di im Saarland aufgebaut. Jetzt tritt der Landesbezirksleiter nicht mehr zur Wahl an. In ver.di publik zieht er eine Bilanz seiner langjährigen Arbeit
Abschied nach 20 Jahren: Rolf Linsler
Vier Jahre gewaltiger gesellschaftlicher Umbrüche und riesiger gewerkschaftspolitischer Herausforderungen liegen hinter uns. Wir in ver.di-Saar haben die Herausforderungen angenommen und gut gemeistert!
Ein Beweis war unser erfolgreiches Ringen um die Bewahrung der Selbstständigkeit des Landesbezirks. Auf der Basis der erfolgreichen Arbeit der Fachbereiche und einer guten Entwicklung unserer Finanzen sowie der vergleichsweise akzeptablen Mitgliederentwicklung konnten wir uns mit unserem Modell " Neue Kraft/starke Kooperation" in der Organisation durchsetzen. Mit diesem Modell wollen wir gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen des Landesbezirkes Rheinland-Pfalz ver.di im Süd-Westen zu einer noch stärkeren gewerkschaftlichen Kraft entwickeln.
Für uns bedeutet dies auch: Die ver.di Landesbezirke Rheinland-Pfalz und Saar werden auf der Grundlage dieses gemeinsam vorgelegten Kooperationsmodells eigenständig bleiben. Jetzt gilt vor allem, neue Mitglieder zu gewinnen und sich den schärfer werdenden politischen Auseinandersetzungen mit Durchsetzungskraft und neuen Ideen zu stellen.
Die Mitgliederentwicklung ist ein Indiz für die Arbeit einer Gewerkschaft. Unter den schwierigen Rahmenbedingungen können wir eine vergleichsweise befriedigende Entwicklung für unseren Landesbezirk feststellen. Das gilt ebenfalls für die Entwicklung der Beitragseinnahmen. Auf dieser Basis gestalteten wir im Landesbezirk eine aktive und vielfältige gewerkschaftliche Arbeit in allen Fachbereichen.
Weltpolitische Ereignisse
Die 1. ordentliche Konferenz des Landesbezirkes Saar im März 2003 stand im Zeichen des beginnenden Irak-Krieges. An diesem Tag wurde deutlich, wie eng die Gewerkschaftsarbeit verflochten ist mit weltpolitischen Ereignissen. Unser Landesbezirks hat eine besondere Stärke: Die aus der Geschichte und aus der Grenzlage erwachsende internationale Erfahrung. Darum beteiligten wir uns aktiv an den Aktionen gegen die Dienstleistungsrichtlinie in Straßbourg und Brüssel, gegen Lohndumping im internationalen Transportgewerbe. Darum vertieften wir unsere Zusammenarbeit mit französischen und italienischen Kolleg/innen.
Die vier Jahre, die seit unserer 1. Ordentlichen Landesbezirkskonferenz vergangen sind, waren gekennzeichnet von heftigen Abwehrkämpfen gegen Sozialabbau, Privatisierung, Personalabbau, Arbeitszeitverlängerung und Entgeltkürzung und gegen die Einschränkung von Arbeitnehmerrechten in allen Organisationsbereichen von ver.di Saar. Symptomatisch dafür war die Auseinandersetzung mit der saarländischen Landesregierung um die Erhaltung des Flächentarifvertrages im öffentlichen Dienst und gegen Arbeitszeitverlängerung. Nach vielen Demonstrationen, Brandwachen, Mahnwachen, Warnstreiks und anderen Aktionen folgte der Streik, der am 8. Feberuar 2006 bei der Uniklinik in Homburg, beim Landesbetrieb für Straßenbau, an der Universität des Saarlandes sowie in der Finanzverwaltung startete und erst Ende Mai nach 111 Arbeitskampftagen, endete.
- Das Fazit der vergangenen vier Jahre bestätigt unsere Auffassung:
- Der Landesbezirk Saar kann auf eine solide Mitgliederbasis verweisen.
- Der Landesbezirk Saar ist im Saarland ein politisches Schwergewicht.
- Der Landesbezirk Saar ist finanziell gesund, hat einen ausgeglichenen Finanzhaushalt und ein wachsendes finanzielles Vermögen.
- In Kooperation mit dem Landesbezirk Rheinland-Pfalz können wir in Zukunft unsere gewerkschaftspolitischen Aufgaben gemeinsam erfolgreich meistern.
Nach fast 20 Jahren an der Spitze der saarländischen ÖTV bzw. von ver.di Saar gehe ich in den Ruhestand. Das war eine schöne Zeit. Vor allem, weil ich - über die Jahre gesehen - mit zehntausenden aufrichtigen und engagierten Kolleg/innen und Kollegen zusammen arbeiten durfte, ohne die ich diesen Weg nicht hätte gehen können: ehrenamtlichen Gewerkschafter/innen ohne die unsere Organisation nicht existieren würde, Verwaltungsangestellte sowie Gewerkschaftssekretär/innen.
Neuer Landesbezirksleiter im Saarland ist Alfred Staudt (re.). Seine Vertreter Stefanie Nutzenberger und Kurt Hau wurden wiedergewählt