(Teil-)Verkauf der HHLA verhindert! Hamburgs größter Hafenbetrieb bleibt im Besitz der Bürger. Die Auseinandersetzung um die Verkaufsabsichten des Senats füllte die Schlagzeilen. Der Widerstand der Belegschaft, unterstützt durch ver.di, fand bundesweite Beachtung. Die Entscheidung, auf die Privatisierung zu verzichten und stattdessen mit etwa 30 Prozent des Kapitals der HHLA an die Börse zu gehen, wurde mit großer Erleichterung aufgenommen. ver.di PUBLIK sprach mit Arno Münster, dem Betriebsrats- und Konzernbetriebsratsvorsitzenden der HHLA

ver.di PUBLIK | Arno, worauf führst Du Euren Erfolg zurück?

Arno Münster | Unter anderem darauf, dass wir unsere Vorstellungen von Anfang an sehr klar geäußert und bei dem Hin und Her in der Auseinandersetzung mit dem Senat nicht gewackelt haben: Speicherstadt und Fischmarkt müssen beim Konzern bleiben! Die Beteiligung eines Partners auch unterhalb von 50 Prozent birgt das Risiko, dass das Unternehmen mittel- bis langfristig filetiert wird und die besten Teile an andere verhökert werden. Ein Börsengang mit der Ausgabe von Belegschaftsaktien ist der bessere Weg. Und: Die HHLA ist ertragsstark genug, um die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur aus eigener Kraft leisten zu können. Dazu braucht es keinen Partner. Diese Positionen haben wir in allen Gesprächen mit den Senatoren Uldall, Peiner und Freytag immer wieder vorgetragen und mit Zahlen unterfüttert. Der Senat hingegen hat seine Position ständig verändert und rumgeeiert. Erst sollte der Verkauf eine Milliarde für Investitionen bei der HHLA bringen und als klar wurde, dass wir die Summe selber stemmen können, waren es plötzlich 2,2 Milliarden für den ganzen Hafen.

ver.di PUBLIK | Am Ende haben sich die besseren Argumente durchgesetzt?

Münster | Ganz ohne Druck ging es nicht. Wir hatten klar gemacht, dass sich die Kollegen das nicht gefallen lassen werden. Und wir haben den Widerstand in mehreren großen Kundgebungen und Demonstrationen in die Stadt hineingetragen. Das macht schon was her, wenn mehr als 2000 Hafenarbeiter in ihren Arbeitsklamotten auf den Rathausmarkt stürmen. Ausschlaggebend war sicher die angekündigte Verweigerung von Überstunden, mit der wir dann am 12. März begonnen haben.

Aber um es klar zu sagen: Die Ankunft eines Schiffes an den Terminals lässt sich nicht genau vorhersagen. Es ist daher allgemeiner Konsens im Hafen: Überstunden sind notwendig, damit der Laden flutscht. Den Kollegen ist klar, dass es anders nicht geht und dass sie da flexibel sein müssen. Dafür erwarten sie, dass ihr Arbeitgeber und der Senat ihre besondere Leistung anerkennen. Das sahen sie seit den Verkaufsabsichten des Senats nicht mehr gegeben.

ver.di PUBLIK | Was wäre passiert, wenn der Senat nicht eingelenkt hätte?

Münster | Wir haben an dem Montag ja gerade erst angefangen. Nach einer Woche hätten sich dann die Schiffe auf der Elbe gestaut, und der Hafen wäre zu gewesen. Wir haben mal ausgerechnet: Jeder Monat der Überstundenverweigerung hätte etwa 100 Millionen Euro gekostet. Zum Glück ist es dazu nicht gekommen. Die Erleichterung in den Büros und an den Kai- anlagen war dann riesengroß, als der Senat in seiner Entscheidung fast alle Vorschläge von uns aufgegriffen hat. Dies galt übrigens an vielen Orten in der Stadt. Die HHLA ist nicht irgendein Betrieb, sondern tief in der Stadt verankert. Hafen und HHLA - das ist gute hanseatische Tradition. Wenn es dem Hafen und den Hafenarbeitern schlecht geht, geht es der ganzen Stadt nicht gut. Das ist für mich auch der Grund, warum die öffentliche Meinung während des Konflikts eher auf unserer Seite war. Viele Hamburger haben in ihrer Familie jemanden, der im Hafen arbeitet. Nicht umsonst heißt es, der Hafen ist das Herz von Hamburg!

Interview und fotos: Jörg-Dieter Bischke-Pergande