Wolfgang Denia trat nicht mehr zur Wiederwahl an

"Lieber 14 Tage Arbeitskampf als drei protokollarische Empfänge": Dieser Satz ist typisch für Wolfgang Denia. Der frühere ver.di-Landesleiter pflegte nicht den Small Talk, er ist eher ein Mann mit Ecken und Kanten. Er steht für offene Worte und lieferte sich mit politischen Kontrahenten so manches Scharmützel. Die gradlinige Art wird aber von seinen politischen Gegnern auch geschätzt. Bei Denia weiß man, woran man ist.

Blumen zum Abschied: Siegfried Sauer (rechts) mit Vorgänger Wolfgang Denia

"Es gibt doch auch ein Leben vor dem Tod", auch das ist ein typischer Denia-Satz, der für ihn jetzt vom persönlichen Credo zur Realität wurde. Denn der 56-Jährige, der seit 2001 als Erster ver.di in Niedersachsen und Bremen nach der Fusion führte und mit ÖTV-Landeschef Horst Fricke zu den Gründervätern gehört, hat sich für die Altersteilzeit entschieden. Eine Entscheidung für mehr Lebensqualität und Zeit, für die Familie und das Enkelkind. Lesen, reisen und wandern will er. Und so brach er nach der Landesbezirkskonferenz zu einer Harz-Wanderung auf den Spuren Heinrich Heines auf.

Wenn der gelernte Verwaltungsmann, der mit 15 Jahren ins Berufsleben startete, dann mit 60 Jahren in Rente geht, kann er auf 45 Berufsjahre zurückblicken. Sein Feld ist gut bestellt: Der Landesbezirk ist finanziell gut aufgestellt und zählt 275000 Mitglieder. Der Abwärtstrend konnte gestoppt werden. Plötzlich in ein Loch fallen? Nicht Denia. Engagiert und kritisch wird er bleiben. Und weiterhin wird er gegen den "herrschenden geistigen Neoliberalismus, der nicht nur die Christ-, sondern auch die Sozialdemokratie befallen hat," angehen. Aufregen wird er sich auch über die Ungerechtigkeiten der Schul- und Bildungspolitik oder über unverhältnismäßig hohe Gehälter von Managern.

Harte Abrechnung

Auch bei seiner Abschiedsrede ging er nicht auf Schmusekurs, sondern machte seinem Ruf alle Ehre: So rechnete er hart mit der IG BCE und ihrem Vorsitzenden Hubertus Schmoldt ab, der sich gegen einen Mindestlohn von 7,50 Euro ausgesprochen hatte. Mit solchen Äußerungen sei Schmoldt immer wieder "Kronzeuge der Anklage", wenn man mit Arbeitgebern sprechen müsse. So ein Verhalten sei "unerträglich", sagte er. ver.di PUBLIK sagt: "Tschüss, Wolfgang! Bleib wie Du bist."