Solidarität mit den Streikenden der Telekom

Beschäftigte von Karstadt unterstützen die Streikenden der Telekom

Streikende der Telekom und zahlreiche Unterstützer - zusammen mehr als 800 Menschen - zogen am 30. Mai durch Wandsbek zum Kundgebungsplatz gegenüber dem Karstadthaus. Betriebliche Delegationen aus allen ver.di-Bereichen, lokale Politiker von GAL und WASG, der SPD-Bundestagsabgeordnete Niels Annen und die Hamburger Chefs von ver.di, der IG Bau und dem DGB waren dabei. verd.i PUBLIK sprach danach mit Manfred Becker, freigestellter Betriebsrat und Mitglied im Landesbezirksvorstand.

Manfred Becker | Die Unterstützung aus der Politik und den Gewerkschaften tut uns gut. Wir sehen so, dass wir in dieser Auseinandersetzung nicht allein sind. Für uns ist in den letzten Jahren eine Welt zusammengebrochen. Früher wurden selbst bei den härtesten Konflikten mit dem Vorstand die Betriebsräte an den Lösungen beteiligt. Seit der Ausgliederung der T-Punkte vor drei Jahren ziehen Obermann & Co. ihre Pläne ohne Rücksicht auf Verluste durch. An die Stelle des Dialogs ist die Basta-Politik getreten. Besonders perfide: Der Vorstand nützt brutal aus, dass wir Betriebsräte der Ausgliederung von einigen kleinen Bereichen mit nachgewiesenen (!) gravierenden wirtschaftlichen Problemen zugestimmt hatten und dort für etwa 80 Beschäftigte abgesenkte tarifliche Standards gelten. Diese Bereiche wollen die Vorstände jetzt als Brückenköpfe für die Ausgliederung und massive Verschlechterung der Arbeitsbedingungen von über 50000 Kolleginnen und Kollegen nutzen. Die sollen dann alle 38 statt bisher 34 Stunden arbeiten und nur noch 91,25 Prozent ihres Gehalts beziehen. Zusammen mit anderen Veränderungen bei den Arbeitsbedingungen kommen Gehaltsreduzierungen von 45 Prozent zusammen.

ver.di PUBLIK | Der Streik geht in die vierte Woche. Wie soll es weitergehen?

Manfred Becker | Auf dem Rücken der Kolleg/innen werden durch massive Einschnitte 900 Millionen Euro im Jahr eingespart und gleichzeitig 3,1 Milliarden Euro für 2006 an die Aktieninhaber ausgeschüttet. Ein Unternehmen, das immer noch zu 30 Prozent im Besitz der öffentlichen Hand ist, wird zum Vorbild für Lohndrückerei. Das dürfen wir nicht zulassen! Wir stemmen uns gegen eine Politik der Zerlegung und Zerstückelung mit anschließenden Verkäufen. Wir wollen nicht das gleiche Schicksal wie die Kollegen von BenQ erleiden. Deshalb sind für uns Verträge zum Schutz der Beschäftigten gegen Verkäufe besonders wichtig. Wir stellen uns auf einen längeren Streik ein. Wenn der Vorstand seine Pläne zum 1. Juli einseitig umsetzt, führen wir ihn eben in den neuen Gesellschaften weiter. Dafür brauchen wir weiter die Solidarität und die Unterstützung aus den anderen Bereichen von ver.di. Der Konflikt geht in seiner Bedeutung weit über die Telekom hinaus. Wenn der Vorstand sich durchsetzt, werden auch anderswo Dämme gegen Lohndumping und Arbeitsplatzvernichtung brechen. Die Kolleginnen und Kollegen bei Karstadt haben das verstanden. Das Plakat mit unserem Hai an der Fassade von Karstadt Wandsbek ist bei den Streikenden als Zeichen der Solidarität sehr gut angekommen.

Interview: Jörg-Dieter Bischke-Pergande