Der Konzern will ganze Bereiche auslagern. Die Folge: mehr Arbeit für weniger Geld

Laute Leute aus Trier in Bonn

Bonn am 28. Februar. "Obermann komm raus!" schallen die Sprechchöre von mehr als 13000 Telekom-Beschäftigten vor der Bonner Zentrale des Telekom-Konzerns, als sich an den Fenstern der Chefetage Zuschauer eingefunden haben.

Jahrelang hat das Management, in dem der neue Vorstandsvorsitzende René Obermann schon seit sechs Jahren Verantwortung trägt, permanenten Umbau und Personalabbau betrieben. Das Ergebnis: Der Service leidet, die Kunden laufen davon und viele Beschäftigte haben resigniert.

In dieser Situation will die Konzernspitze bis zu 60000 Arbeitsplätze auslagern. Sie sollen in eine neue Gesellschaft mit dem schönen Namen "T-Service" übernommen werden. Der Haken für die Telekom-Mitarbeiter: Sie sollen dann für weniger Geld länger arbeiten. Mit der Mehrheit der Kapitalseite wurden diese Pläne des Vorstands im Aufsichtsrat genehmigt. Hauptaktionär ist die Bundesregierung mit einem Anteil von 32 Prozent.

Die Auseinandersetzung beginnt erst

Dagegen richtete sich der Protest der 13000 in Bonn, von denen manche viele Stunden unterwegs waren, um in Bonn dabei sein zu können. Lothar Schröder, das zuständige Mitglied des ver.di-Bundesvorstands, kündigte den Widerstand der Beschäftigten gegen die Konzernpläne an. Alle Handlungsmöglichkeiten bis zum Streik sollen genutzt werden, um das Management von seinem Irrweg abzubringen und stattdessen motivierende Arbeitsbedingungen und einen besseren Service zu erreichen.

"Zufriedene Kunden und zufriedene Beschäftigte sind der Schlüssel für die Zukunft des Unternehmens", stellte Schröder fest. Der jetzt beschlossene Weg führe jedoch genau zum Gegenteil. Der Vorstandsetage der Telekom kündigte Lothar Schröder eine harte Tarifauseinandersetzung an. "Wir stehen erst am Anfang der Auseinandersetzung. Wir können noch zulegen", rief er unter lautem Beifall.

Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske ging in seiner Rede auch auf das Verhalten des Managements ein. Auf die kolportierten Zitate von Telekom-Chef Obermann, "Konsens war gestern" und "Die Belegschaft muss nur mal mehr Druck bekommen", hatte er die passende Antwort: "Druck erzeugt Gegendruck. Und Konsens war gestern." Die Wahrheit hinter den Plänen der Manager sei doch, so fügte er hinzu. "dass die Bezahlung nach unten geknüppelt, Bezahlungsstrukturen verändert, Arbeitszeiten verlängert und viele andere Rahmenbedingungen zum Nachteil der Beschäftigten verändert werden sollen".

Mit high speed in die Armut - oder in den Streik

Den Aktionären verspreche man die gleiche Dividende wie im vergangenen Jahr - und die wolle man vorher den Beschäftigten aus der Tasche ziehen. "Das ist ein Skandal und sagt vieles über das Denken und die moralische Struktur der handelnden Manager aus", stellte Bsirske fest.

Über "T-Service", das geplante neue Unternehmen, wurde viel geredet in Bonn. "Das ist doch nichts anderes als eine Highspeedleitung in die Armut", sagte Sandra Mühlberger aus Augsburg. "Und das können wir uns nicht gefallen lassen", stellte die 27jährige fest. Sie war sich mit ihren Kolleginnen darüber einig, dass dieser Besuch vor der Konzernzentrale nicht der letzte sein wird. "Beim nächsten Mal nehmen wir aber keinen Urlaub, um nach Bonn zu fahren, sondern kommen als Streikende."

Konzernbetriebsräte gegen den Umbau

300 Konzernbetriebsräte der Deutschen Telekom sprechen sich Anfang März gegen den Umbau des Konzerns aus. Sie weisen die Pläne zurück, einzelne Teile des Unternehmens zu verkaufen, Standorte zu schließen und Arbeitsplätze zu vernichten. Gemeinsam mit ver.di, so heißt es in ihrer Resolution, wehren sie sich "gegen Ausgliederung, Zerschlagung und Lohndrückerei". Sie teilen die Ziele des Vorstands, neue Märkte zu erschließen und bestehende zu sichern, und erklären, Service und Vertrieb müssten endlich den Kundenanforderungen gerecht werden.

ver.di fordert:

  • Tarifvertragliche Regelungen zum Schutz der Beschäftigten bei Auslagerung
  • Tarifliche Regelungen der T-Service-Gesellschaften
  • Ein beschäftigungspolitisches Stabilitätskonzept