Ausgabe 08/2007
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CéU: CéU | Die brasilianische Presse überschlägt sich geradezu: Sie sei die "Zukunft der brasilianischen Musik" oder "die neue Prinzessin der Música Popular Brasileira". Zu Hause, aber auch in den USA, hat die 27-jährige Sängerin schon einige Prominenz erlangt. CéU stammt aus der Mega-City São Paulo, wo sie bereits mit fünfzehn einen Entschluss fasst: Sie will Sängerin werden. Als junge Frau geht sie schließlich durch die Drehtür New York City, lernt dabei eine Menge über Hip Hop, Jazz und Funk, entdeckt Ella Fitzgerald und Soul-Ikone Erykah Badu. Wieder in Brasilien, überzeugt ihr Samba-Funk etliche Plattenbosse. CéU aber winkt ab. Ihr Mix aus tropischen Aromen wie Bossa Nova, Samba und wohldosiert coolem Elektro-Sound ist derart perfekt, da sind Kompromisse überflüssig: CéU ist ihr Debütalbum. Ihre Stimme ist unaufdringlich, wie sich's für eine richtige Bossa-Sängerin gehört, aber von einer ungeheuren Präsenz, wenn eher soulig-funkige Songs es verlangen. In den USA hat ihr dieser wohltuend klischeefreie Sound schon eine Nominierung für den Latin Grammy eingebracht. Das erfüllt die Brasilaner mit Stolz, schon sprechen sie von CéU als "unserer Norah Jones". RIX
CD, EXIL / INDIGO
Telmary: A Diario | Natürlich war Hip Hop der kubanischen Regierung zunächst als US-amerikanischer Kulturimport zutiefst suspekt. Allerdings war die kubanische Hip Hop-Bewegung, die bald schon ihren ganz eigenen Ausdruck gefunden hatte, nicht aufzuhalten. Die Partei veranstaltet mittlerweile Rap-Wettbewerbe für Schulkinder und achtet auf den Inhalt der Texte. Daneben existiert der alternative Underground. Allein in Havanna gibt es mehr als 200 Hip Hop-Gruppen. Eine der innovativsten Künstlerinnen dieser Szene ist Telmary Díaz. Ihr Debüt-Album, erschienen auf dem Label des Buena Vista Social Club-Chefs Juan de Marcos Gonzales, heißt A Diario. Tatsächlich speisen sich die Texte der ehemaligen Literaturwissenschaftsstudentin aus Tagebucheintragungen, die sie ursprünglich als Poesie veröffentlichen wollte. Aber erst mit dem Rap fand sie Format und Publikum. Musikalisch unterstützt wird die 30-jährige Tochter eines hohen kubanischen Staatsbeamten von ihrer Band Interactivo und knapp fünfzig weiteren Gastmusikern. So vielfältig klingt auch ihre CD. Nicht schwarze Ghetto- und Goldketten-Rapper werden kopiert, die selbstbewusste Künstlerin verarbeitet ihre kubanischen Wurzeln; Funk, Soul, Jazz, Son und Cha Cha Cha verschmelzen zu einer - wenn auch wortlastigen - karibischen Mischung, die so noch nicht zu hören war. Konkurrenz steht ins Haus für die kubanischen Vorzeige-Hip Hopper Orishas. VICK
CD, DM AHORA! RECORDS / INDIGO