Leroy | Dass Nazis trotz aller Gewieftheit im Kern zutiefst dämlich sind - um diese Erkenntnis kommt gerade einer wie Leroy nicht herum. Bisher hatte der 17-Jährige das ganze Faschothema eigentlich nicht so recht auf dem Schirm. Etwas unbedarft trägt der Sohn eines afrikanischen Erfinders von Helium-Jogginganzügen und einer Kreuzberger Ex-Aktivistin seinen Afro durch Berlin-Schöneberg. Sein Held ist nicht Bushido, sondern Mozart, der Feingeist spielt Cello und liest Goethe. Für ihn geht der Stress erst los, als es zwischen ihm und Eva aus der Schule funkt. Denn Eva ist die Tochter eines Rep-Politikers, ihre fünf Brüder haben sich zu veritablen rechten Dumpfbacken gemausert. Und obwohl "der Neger" beim ersten Besuch den eingeklemmten Wellensittich Rommel retten kann, hebt seine Anwesenheit nicht grade die Stimmung in der Familie. "Die Weißen musst du beißen", rät ihm ein Freund und hilft ihm, seine schwarzen Wurzeln zu entdecken, den Soul, Malcolm X und Martin Luther King. Als nach einem Überfall der Brüder an seiner Stelle Eva im Krankenhaus landet, muss Leroy handeln. Statt sinnloser Gegengewalt entwickelt Leroy eine geradezu brilliante Idee zur Entnazifizierung der Brüder. Fascho muss schließlich keiner bleiben. Armin Völckers Debütfilm jongliert so gerissen mit Klischees und Wahrnehmungen, der erwartbare Vorwurf zu verharmlosen wird hier nicht greifen. Früher war Völckers ein bildender Künstler und Leroy ein Kurzfilm, der auf youtube.com massenhaft angeschaut wurde. Entzückende Jungschauspieler, ein fröhliches Drehbuch und gut sortierte Musik füllen die lange Kinofassung dieser hübschen Berlin-Komödie mühelos. JENNY MANSCH

D 2006; R: Armin Völckers, D: Alain Morel, Anna Hausburg, Arnel Taci, Christian von Jascheroff, ca. 90 Min., Kinostart: 27.9.07