Ministerin Kuppe (2.v.re.) beim ver.di-Frauenrat

Mit der Familienministerin Sachsen-Anhalts im Gespräch: Bildung und Betreuung im Vordergrund

Von Birgit Tragsdorf

Sie hatten sich einen umfangreichen Themenkatalog für ihr Ministerinnengespräch in Halle vorgenommen. Die ver.di-Frauen von Sachsen-Anhalt wollten im September im direkten Kontakt mit ihrer Familienministerin, Gerlinde Kuppe (SPD), erfahren, wie sich Prozesse und Themen im letzten Jahr entwickelt haben, die sich vor allem um Kinder, Erziehung, Frauenförderung und - als weiteren Schwerpunkt - Bildung drehen.

In Bildungsfragen waren sich Ministerin und ver.di-Frauen einig. Frau Kuppe will erreichen, dass die frühkindliche Bildung den gleichen Stellenwert wie die schulische Bildung erhält. Und da gibt es auch in Sachsen-Anhalt noch reichlich zu tun. Der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung soll nun erweitert werden auf eine Ganztagsbetreuung - mit Bildungs- und Erziehungsanspruch. Ein Gesetz zum Bildungsprogramm in Kindertagesstätten soll in der Koalition beschlossen werden: Es geht um die Chancengleichheit von Kindern. Dabei hat die Ministerin besonders das letzte Kindergartenjahr im Blick. ver.di will eine kostenfreie Betreuung und eine verbesserte Qualität.

Eine familienfreundliche Arbeitswelt gefordert

Gerlinde Kuppe nimmt sich in diesem Zusammenhang auch der Aus- und Weiterbildung der Lehrer und Erzieher an: Sie favorisiert eine akademische Ausbildung, sowie eine bessere Fortbildung von Erziehern und eine bessere Weiterbildung für die Ausbilder. Die Finanzen von Bund und Kommune sollen im System bleiben, deshalb sollen Lehrer und Erzieher in Teilzeit mehr Stunden geben oder junge Leute sollen eingestellt werden.

Das Ministerium ist auch mit Firmen im Gespräch, es geht um eine familienfreundliche Arbeitswelt. Das ist eine der wesentlichen Forderungen der ver.di-Frauen, ebenso die Sportstättenförderung, die Verbesserung der Bedingungen im Sport für Kinder und Frauen. Die Ministerin plant ein Gesetz zum Schutz des Kindes. Dafür sollen Fachkräfte in Kindereinrichtungen qualifiziert werden, die Anzeichen der Gewalt an Kindern erkennen. Ebenso geht es ihr um Hilfesysteme für junge Frauen und minderjährige Mütter. In diese Netzwerke bindet sich auch ver.di ein. Und die Gewerkschafterinnen regen an, mit den Lehrern und Erziehern auch darüber zu sprechen, was sich Kinder von Hartz-IV-Empfängern leisten können und was nicht.

Das Frauenfördergesetz wird in diesem Jahr geändert, es sieht nach einem Abbau aus. Deshalb wollen sich die ver.di-Frauen einmischen. Die Ministerin hat sie zu Gesprächen und zur Beteiligung eingeladen. "Das nehmen wir an", erklärt Renate Skirl, die Vorsitzende des Bezirksfrauenrates.

Skirl schätzte die Veranstaltung am Ende so ein: Es sind Meinungen ausgetauscht, Gedanken ausgesprochen, Forderungen gestellt und die Mitarbeit angeboten worden. Politiker sind oft wortstark. ver.di wird sich beteiligen und beobachten, was sich in der Politik tut und was von den Worten bleibt.