Sie haben gekämpft, gezittert und gelacht, sie lebten seit dem Wahl-Aushang im Ausnahmezustand: Die Lidl-Beschäftigten in Stuttgart-Feuerbach haben seit dem 5. Oktober endlich auch einen Betriebsrat

ver.di-Aktion vor der Lidl-Filiale in Feuerbach

Und wieder hat eine Lidl-Filiale einen Betriebsrat gewählt: Seit dem 5. Ok-tober hat Lidl in Feuerbach drei Be- triebsräte. Der Weg zur Wahl war lang.

Die ersten Schritte

SIE, das sind auch WIR, wir, das ist ein Team bestehend, aus Ehrenamtlichen, Hauptamtlichen und Beschäftigten. Ehrenamtliche in Stuttgart studierten das Schwarzbuch Lidl, probierten Verschiedenes und konzentrierten sich schließlich auf regelmäßige Besuche in Lidl-Filialen. Sie gingen meistens im Zweier-Team in immer dieselben Filialen. In der Filiale fragten wir als erstes nach dem Filialverantwortlichen. Wir sprachen mit ihm über seine Rechte, über Gewerkschaften, über die Tarifrunde, über die Ladenöffnungszeiten und vieles mehr und taten dies auch mit jeder/m einzelnen Mitarbeiter/in.

Was wir taten, war so leicht und doch schwer. Wir diskutierten im direkten Gespräch, "bewaffnet" mit unserer gewerkschaftlichen Überzeugung. Am Anfang blieben die Lidl-Kolleg/innen unnahbar, wir kamen deshalb manches Mal mit roten Kopf und schweißgebadet aus einer Filiale. Übung macht den Meister. Nach Wochen öffneten sich die Beschäftigten und es kam zu längeren Gesprächen und Treffen.

Professionalität ist unverzichtbar

Wir können nicht für die Beschäftigten ihre Rechte durchsetzen, das können nur sie selber, deswegen müssen wir von Anfang auf gleicher Augenhöhe mit ihnen reden und sie ermutigen, ihre Sache selber in die Hand zu nehmen. Bei Treffen von Lidl-Beschäftigten übernahmen Lidl-Kolleg/innen die Gesprächsmoderation, die Ehrenamtlichen standen nur Pate. Das machte sich bezahlt. Die Kolleg/innen im Betrieb konnten viel mehr Beschäftigte mobilisieren, die Feuerbacher Lidl-Beschäftigten sind jetzt sehr selbstbewusst und standfest.

Im Laufe dieses Prozesses wurde die Rolle der Hauptamtlichen immer wichtiger, spätestens bei den Betriebswahlen war die Professionalität, das Wissen, die Erfahrung der Hauptamtlichen unverzichtbar. Wir blieben aber trotz der unterschiedlichen Rollen, die wir spielten, immer ein Team, entscheiden tun letztlich die Beschäftigten.

Unser monatlicher Lidl-Aktiven-Stammtisch ist inzwischen eine feste Institution geworden, viele der Lidl-Aktiven sind Senior/innen, die jahrzehntelange Betriebsratstätigkeit mitbringen.

Solidarität zahlt sich aus

Als das Säbelrasseln von Lidl nach dem Wahlaushang zunahm, organisierten wir eine Mahnwache vor der Filiale. Dank an das Kernteam, das auch mal fünf Stunden vor der Filiale "lagerte"; Dank an die Senior/innen, an die mit IG-Metall-Fahnen bewehrten Boschler/innen, an die IG-Metall-Landesleiter und an viele mehr, die Solidaritätsbesuche in Feuerbach abstatteten. Ein Dank auch an das bundesweite ver.di-Lidl-Kampagnenbüro.

Immer auf den Ernstfall vorbereitet

Betriebsräte sind ein urdemokratisches Grundrecht und Herr Schwarz, der Unternehmensleiter, ist gut beraten, die gesetzlich verbrieften Rechte der Beschäftigten nicht zu behindern und sich dadurch strafbar zu machen. Im Übrigen hatten wir für den Ernstfall schon einiges vorbereitet, um der Staatsbürgerkunde des Herrn Schwarz nachhaltig nachzuhelfen.