Heike Langenberg ist Redakteurin bei ver.di PUBLIK

Arbeitslosengeld wird in Zukunft länger gezahlt - an sich eine gute Nachricht. Doch zu wenige werden von diesem Beschluss des Koalitionsausschusses profitieren. Denn erst die über 58-Jährigen haben den auf 24 Monate verlängerten Anspruch. Damit setzt er viel zu spät ein.

Zugleich verhöhnen die Pläne der Bundesregierung Ältere, die ihre Arbeit verlieren. Läuft das Arbeitslosengeld aus, sollen sie ein konkretes Beschäftigungsangebot erhalten oder einen Eingliederungsschein. Warum erst dann? Es gibt nicht viele, die freiwillig von Geldern der Arbeitsagentur leben wollen, anstatt selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.

Und woher sollen diese neuen Jobs kommen? Allein die Scheine bringen sie nicht. Seit Jahren fehlen Arbeitsplätze, insbesondere für Ältere. So wird sich das Versprechen der Koalitionäre als Luftnummer entpuppen. Doch anstatt jetzt sofort in mehr Beschäftigung zu investieren, senkt die Koalition die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung auf 3,3 Prozent. "Das stärkt zum richtigen Zeitpunkt Verbrauch und Konjunktur", freut sich Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU). Rechnet man jedoch die Beitragssenkung in Euro um, macht das bestenfalls gut 23 Euro pro Monat. Um diese Summe werden Gutverdiener im Westen entlastet, die rund 5250 Euro, das ist die Grenze für die Beitragsbemessung, pro Monat verdienen. Für Durchschnittsverdiener liegt das monatliche Mehr deutlich darunter. Die einzigen Beteiligten, für die es sich lohnt, sind die Arbeitgeber, denn sie teilen sich den Beitrag zur Arbeitslosenversicherung mit den Beschäftigten. Und Arbeitslose haben mangels Gehalt gar nichts davon.

Investiert man das Geld aber in Weiterbildung schon während der Berufstätigkeit und Arbeitsmarktmaßnahmen, schafft man neue Jobs. Die Kaufkraft daraus wird die Wirtschaft sicherlich in einem größeren Maße stärken als die Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung. Weniger Arbeitslose bringen zugleich einen anderen Gewinn: ein wachsendes Gefühl der Sicherheit - denn weniger Menschen müssen um ihren Job bangen. Das wäre eine wirklich gut Nachricht.