Ausgabe 11/2007
Wir sind nicht die Sparschweine der Kirche
Der Tarifstreit für die 35000 Beschäftigten der Evangelischen Kirchen schwelt weiter
Die Tarifverhandlungen für die 35000 Beschäftigten der Evangelischen Kirche gipfelten im Oktober in einem Eklat. Schon nach 45 Minuten unterbrachen die kirchlichen Arbeitgeber überraschend die letzte Verhandlungssitzung über die zukünftigen Arbeitsbedingungen und Löhne der Kirchenbediensteten. Hintergrund ist die strittige Frage, ob die kirchlich Beschäftigten wie bisher nach den Tarifen des öffentlichen Dienstes bezahlt werden sollen oder ob sie Verschlechterungen gegenüber den Landesbeschäftigten hinnehmen müssen.
"Schon jetzt erhält eine Erzieherin in einer kommunalen Kita mehr Geld, als eine Erzieherin in einer kirchlichen Einrichtung. Das empfinden die Beschäftigten als große Ungerechtigkeit und Entwertung ihrer Arbeit", sagt Uwe Martens, ver.di-Sprecher der Arbeitnehmerseite. Bislang behaupteten die kirchlichen Arbeitgeber, dass gespart werden müsse, ohne dies zu belegen. "In Anbetracht steigender Kirchensteuereinnahmen ist es überhaupt nicht nachvollziehbar, dass die Kirche bei den Beschäftigten sparen will", so Martens. Bei der Evangelischen Landeskirche etwa seien die Einnahmen der Kirchensteuer im Vergleich zum Vorjahr in zweistelliger Millionenhöhe gestiegen. Die Abweichungen von den Tarifen des Landes würden nicht inhaltlich begründet. Vielmehr dränge sich der Eindruck auf, dass es den Kirchenvertretern lediglich um's Sparen als Selbstzweck gehe. Verstärkt werde dieser Eindruck durch die Unterbrechung der Verhandlungen im Oktober: "Die Arbeitnehmer waren und sind zu inhaltlichen Gesprächen bereit", betont Martens. Das Arbeitnehmerbündnis hat zu einer Unterschriftensammlung aufgerufen. "Es geht uns um eine gerechte Behandlung der Beschäftigten und darum, dass nicht weiter auf ihre Kosten gespart wird."
"Wenn wir uns nicht wehren, droht uns die Arbeitszeitverlängerung auf 40 Stunden für alle Beschäftigten. Für die Mehrheit bedeutet es eine geringere Jahressonderzahlung von nur 60 Prozent eines Monatsgehaltes. Verschlechterung des Kündigungsschutzes. Schlechtere Übergangs- und Überleitungsregelungen für die bisherigen Beschäftigten", sagt ver.di-Fachsekretärin Annette Klausing. Sie fordert deshalb die "Übernahme des Tarifvertrags der Länder ohne Verschlechterungen. Und endlich wieder Lohnzuwächse und Nachzahlung der bereits entgangenen Einmalzahlung."