Nur in Ausnahmefällen haben die Billigjobs zur sozialen Stabilisierung geführt

Kein anderes arbeitsmarktpolitisches Instrument wird so oft angewandt wie Ein-Euro-Jobs. Im vergangenen Jahr schickten die Arbeitsagenturen mehr als 750000 Menschen in derartige Maßnahmen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat nun untersucht, ob Ein-Euro-Jobs die Chancen der Betroffenen auf dem ersten Arbeitsmarkt tatsächlich erhöhen. Schließlich war das die offizielle Begründung für die Einführung dieser Maßnahmen Anfang 2005.

Das Ergebnis ist ernüchternd. Vor allem in einigen der Hauptzielgruppen gibt es keinen positiven Effekt - manchmal trat sogar das genaue Gegenteil von dem ein, was beabsichtigt war. Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren wurden besonders häufig in einen sogenannten "Zusatzjob" gesteckt. Obwohl sie nur elf Prozent der Arbeitslosen stellen, war jeder vierte Ein-Euro-Job von jemandem aus dieser Gruppe besetzt. Immer wieder kam es zu so genannten "Einsperreffekten": Die Teilnehmer bewarben sich während der Laufzeit ihres Ein-Euro-Jobs nirgendwo anders und verpassten insofern Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt, die Leute ohne Ein-Euro-Jobs nutzen konnten - und nutzten. Doch auch 20 Monate nach Beginn der Maßnahme blieben Ein-Euro-Jobs für Unter-25-Jährige "ineffektiv", wie das IAB zusammenfasst. Sowohl für junge Frauen in Ostdeutschland als auch für Männer in Ost und West zeigt sich im Gegenteil sogar ein negativer Effekt. Arbeitsmarktpolitisch scheinen die Ein-Euro-Jobs lediglich bei westdeutschen Frauen zwischen 25 und 50 Jahren Sinn zu machen, wie die Statistik des IAB ergibt.

Arbeitsbereitschaft prüfen

So bleibt die Erkenntnis, dass die Ein-Euro-Jobs offenbar nur in Ausnahmefällen zur sozialen Stabilisierung der Teilnehmenden führen - so wie sie es angeblich tun sollten. Auch mit der Vermittlung arbeitsmarktrelevanter Kenntnisse kann es angesichts der fatalen Untersuchungsergebnisse nicht weit her sein. So besteht ihr eigentlicher Sinn wohl weiterhin darin, die Arbeitsbereitschaft der Betroffenen zu prüfen - und ihnen bei Widerstand das Arbeitslosengeld zu kürzen.

ANNETTE JENSEN