Ausgabe 03/2008
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Yael Naim: Yael Naim | Sie glaubte an Reinkarnation. Als junges Mädchen dachte sie, eine alte Seele wäre in ihr wiedergeboren und sie wüsste schon alles, müsste nichts mehr dazulernen. Beim Erwachsenwerden wurden ihr allerdings einige Fehltritte bewusst, und Yael Naim öffnete sich der Wirklichkeit. Als "Neue Seele in dieser befremdlichen Welt" empfindet sie sich jetzt. Und aus diesem Gefühl wurde ein Hit: New Soul. Wie auf Samtpfoten kommt uns die französisch-israelische Sängerin auf ihrem zweiten Solo-Album daher und wandelt selbstbewusst im Land der grenzenlosen Klänge. Aber Yael Naim haucht nicht und flüstert nicht. Sie singt - hebräisch und englisch. Sie kann sich rauchig-intim inszenieren, aber sie kann auch glockenhell leiden. Der wattebauschige Rhythmus bleibt immer bescheiden im Hintergrund, ihre Welt sind die zartfühlenden Balladen, die sie entrückt vorträgt. Eigentlich sollte dieses Album ein klassisches Singer/Songwriter-Werk werden - nur Stimme und Piano, so wie ihr Debüt. Doch ihre erste CD empfindet die 30-jährige Song-Poetin heute als nicht ausgereift. Sie traf den französischen Multi-Instrumentalisten und Arrangeur David Donatien, und die beiden verschmolzen künstlerisch zu einem neuen Projekt. Bei ihren Wohnzimmeraufnahmen in Paris kamen immer mehr Musiker hinzu. Die Instrumentierung ist dezent geblieben - zurückhaltende Percussion, mal ein Cello oder gedämpfte Keyboards, Akzente auf der E-Gitarre oder gestopfte Bläser. Der lässige Sound ließ den Apple-Chef Steve Jobs aufhorchen; er wählte New Soul, um ein neues Notebook zu bewerben. In Frankreich verkaufte sich das Album daraufhin bereits über 150000 Mal. Jetzt, unabhängig von ihrem früheren Glauben und ihrer alten Band, hat sich Yael Naimemanzipiert und kann auch im wirklichen Leben von ihrer neuen Seele überzeugen.
VICK CD, Warner