Wilhelm Neurohr: Ist Europa noch zu retten? Wie die EU den Europagedanken verfälscht. Wege zu einer europäischen Identität, Pforte-Verlag Dornach, 241 Seiten, 14 Euro

Europa ist beliebt. Die EU weniger. Immer stärker wird der Widerstand gegen den ausufernden Bürokratie-Moloch in Brüssel. Schon heute wird von dort aus ein Großteil der Politik der einzelnen Mitgliedsländer bestimmt. "Anstöße für die politische Gestaltung gehen in Europa ohne Bürgernähe und wirksamen Rechtsschutz von den Kommissaren und ihren Beamten aus, nicht von demokratisch gewählten Mandats- und Amtsträgern, wie in einem demokratischen Rechtsstaat üblich", kritisiert Wilhelm Neurohr in seinem Buch. Lobbyisten bestimmen meist über die europäische Politik und beeinflussen sie in zunehmendem Maße.

Neurohr vermisst die Ideale, die die europäische Idee am Leben erhalten. Er fordert die Visionen, die eine Revision des bestehenden voraussetzen. "Ein gemeinsames Leitbild für Europa und seine nachhaltige Zukunft fehlt", sagt Neurohr. Er sieht Europa längst in einer Sackgasse, auch wenn es die Regierungschefs nicht wahrhaben wollen. In seinem Buch zählt der Autor Punkt für Punkt auf, woran es in Europa hapert. Er präsentiert ausführlich Beispiele, an denen klar wird, dass Veränderungen dringend nötig sind.

Doch Neurohr ist auch der Meinung, dass ein anderes Europa möglich ist. Deswegen endet das Buch mit einer ausführlichen Auflistung von Praxisbeispielen für Europa-Initiativen von unten. Mit dabei sind verschiedene Initiativen zur EU-Verfassung, ebenso wie Gewerkschaftskampagnen und -zusammenschlüsse sowie das Netzwerk Lobbycontrol.

HLA