Der Affenpapa

Reimon Opitz (59) ist Tierpfleger und Betriebsratsvorsitzender im Berliner Zoo

Mein Arbeitsweg ist kurz. Ich wohne auf dem Gelände des Zoos. Wenn etwas passiert, bin ich verfügbar. Ich bin "Ober-Tierpfleger" für den gesamten Berliner Zoo. Um acht Uhr beginnt mein Dienst. Zunächst gehe ich in mein Büro. Ich muss das Personal einteilen, Tiertransporte organisieren. Ich bin dabei, wenn ein Filmteam kommt. Für die Serie Panda, Gorilla & Co. vom rbb wurden gerade neue Folgen gedreht. Als Knut klein war, und wir den großen Besucherandrang hatten, habe ich die Moderation übernommen, über unseren Eisbären und seine Artgenossen in der Wildbahn informiert.

Ab Mittag schaue ich bei den Affen vorbei. Die Pfleger kontrollieren schon morgens, ob alle Tiere in Ordnung sind, sich keines verletzt hat. Um halb zwölf und um halb drei werden die Tiere gefüttert. Der Kontakt zu den Affen ist mir sehr wichtig. Sie wissen genau, wer der Chef im Menschenrudel ist. Hat ein Pfleger ein Problem mit einem Tier, holt er mich. Ich kenne jeden Affen im Zoo. Unser Silberrücken Ivo ist der Gorilla-Chef. Er deckt zwar die Weibchen, doch noch hat es mit dem Nachwuchs nicht geklappt. Ivo ist mit seinen 19 Jahren im besten Gorilla-Alter, wir müssen Geduld haben.

Nette alte Dame

Unsere Gorilla-Dame Fatou ist die älteste ihrer Art weltweit. Sie ist rund 51 Jahre alt. Wir kennen uns schon seit 41 Jahren, damals habe ich meine Ausbildung zum Tierpfleger bei den Affen begonnen. Fatou isst gern. Als sie damals ein Junges hatte, hat sie es mir immer in den Arm gegeben und ist ganz beruhigt zu ihrem Futter gegangen. Danach hat sie es wieder abgeholt. Leider kommt es vor, dass ein Affenbaby nicht von der Mutter angenommen wird. Dann wird es von Hand aufgezogen. Im Lauf der Jahre haben meine Frau Marion und ich drei Gorillas, 25 Menschenaffen und ein Zwergzebu zu Hause aufgezogen. Das Zwergzebu verteidigte die Wohnung wie ein Hund. Alle Tiere konnten später in ihre Gruppe im Zoo integriert werden, ein großer Erfolg. Wegen der Handaufzucht haben Journalisten mich "Affenpapa" getauft. Um 18 Uhr schließt der Zoo. Die Zeit bis 20 Uhr ist die schönste für mich. Dann gehe ich ganz allein zu meinen Tieren.

Protokoll: Silke Leuckfeld