Die sozialistische Gewerkschaft CIG (Central Intersindical Galega) kämpft seit dem Jahr 2000 bei Zara Logistics für bessere Arbeitsbedingungen. Mit Erfolg

Blazer für die ganze Welt

Von Konstanze Schmitt

Das spanische Textilunternehmen Zara produziert global, Warenumschlagplatz ist aber nach wie vor das spanische Galicien. Im Industriegebiet von Arteixo bei A Coruña im Nordwesten der iberischen Halbinsel steht das größte Logistikzentrum des Unternehmens. Hier arbeiten 1200 Menschen an der Be- und Entladung, Sortierung und weltweiten Beschickung der 1425 Geschäfte der Kette. 65 Filialen gibt es in Deutschland.

Die Modefirma Zara ist wichtigster Bestandteil des Textilimperiums Inditex des Galiciers Amancio Ortega, das zur Jahrtausendwende an die Börse ging und derzeit mit 3,12 Milliarden Euro als siebtgrößtes spanisches Unternehmen gehandelt wird. Ortega, der sich in den 60er Jahren mit Damenbademänteln selbständig gemacht hat, gehört heute zu den zehn reichsten Männern der Welt.

Roberto Pérez Vila, 40, arbeitet seit 1998 in der damals ausgegliederten Export-Abteilung von Zara Logistics. "Mit dem Börsengang kehrten wir in den Mutterschoß des Unternehmens zurück", erzählt der Betriebsratsvorsitzende, "denn angesichts der Expansion machte es sich nicht gut, dass der wichtigste Zweig nicht dazugehörte." Der Erfolgsfaktor der Firma liegt nämlich im flexiblen und nachfrageabhängigen Versand und Austausch der Waren; zweimal pro Woche werden die Geschäfte in aller Welt beliefert. "Genäht wird schon lange nicht mehr", sagt Pérez Vila, "Zara konzentriert sich auf Design und Vertrieb. Für die Fertigung werden Verträge geschlossen, meist in Niedriglohnländern. Aber auch in Portugal und sogar in Galicien, vorher Hauptproduktionsstandorte, existieren noch Sweatshops, in denen die Leute unter miesen Bedingungen arbeiten und Angst vor gewerkschaftlichen Kontakten haben."

Internationale gewerkschaftliche Kooperation wäre bei einem Unternehmen dieser Art wichtig, sie steckt aber noch in den Kinderschuhen: Die Gewerkschaft Central Intersindical Galega (CIG) kümmert sich um eine bessere Vernetzung der Betriebsräte in Galicien, außerdem existieren gute persönliche Kontakte zu Betriebsräten von ZARA Logistics in ganz Spanien. Nun stehe der Aufbau internationaler Kontakte und ein eigener Tarifvertrag für die Logistik an, sagt Pérez Vila.

Im Auge des Orkans

Je näher du dich an der Zentrale der Firma befindest, desto weniger kann sie dich ausbeuten. Dieser Satz scheint sich bei Zara zu bewahrheiten. Ob es an der Imagepolitik des Unternehmens liegt, das sich "in der Heimat" keinen Skandal leisten kann, oder an der strategisch wichtigen Position des Vertriebs - bei Zara Logistics haben sich dank gewerkschaftlicher Organisation die Zustände in den letzten Jahren entscheidend verbessert. "Noch im Jahr 2000 gab es weder feste Arbeitszeiten noch einen Tarifvertrag. Das haben wir geändert, seit wir 2004 die Betriebsratswahlen gemeinsam mit der Gewerkschaft CUT (Central Unitaria de Trabajadores) gewonnen haben", berichtet Pérez Vila.

Heute sind mehr als 90 Prozent der Beschäftigten fest angestellt, werden über Tarif bezahlt, arbeiten seit dem Einsatz neuester Technik 100 Stunden weniger im Jahr und haben sonntags frei. Überstunden sind freiwillig und werden angemessen bezahlt. Einfach so? Natürlich nicht. "Zara funktioniert wie jede andere kapitalistische Firma auch", so der Gewerkschafter. Nach den gewonnenen Wahlen im Frühjahr 2004 wurden Betriebsräte gemobbt, individuelle Verhandlungen mit Arbeiter/innen hinter dem Rücken der Arbeitnehmervertretung geführt. Erst nach massiven "aber friedlichen", wie Pérez Vila betont, Protesten der Belegschaft im November 2004 in der Innenstadt von A Coruña, dort, wo die Kleidung von Zara verkauft wird, setzte sich das Unternehmen an den Verhandlungstisch. Inzwischen wird der Betriebsrat von Zara Logistics vom Arbeitgeber respektiert. Von den Beschäftigten, die die Kandidaten von CIG und CUT im April mit 71 Prozent der Stimmen wiederwählten, wird das Gremium aus gutem Grund geschätzt: Für 2008 wurden Lohnerhöhungen von 12 Prozent durchgesetzt.