ver.di-Projekt für faire Arbeit

Gewerkschaftliche Arbeit im Finanzdienstleistungsbereich ist nicht einfach, weil es außerhalb der Tarifrunden keinen Zugang zu den Beschäftigten gibt. "Aber jetzt haben wir einen neuen Weg gefunden", sagt Herbert Bludau-Hoffmann, Sekretär im ver.di-Bezirk Essen. Gemeinsam mit seinen drei Kollegen Klaus-Holz-Skibinski (Bezirk Bochum-Herne), Roman Eberle und Uwe Spadzinski (Bezirk Dortmund) rief er vor drei Jahren das Projekt "Faire Arbeit" ins Leben. Mittlerweile wird es auch in anderen ver.di-Bezirken übernommen - um Themen zu setzen, die für die Beschäftigten interessant sind.

"Wir wollen die Themen Verkaufsdruck, Belastungen und Stress durch gezielte Informationen in den Unternehmen aus der Tabuzone holen", sagt Bludau-Hoffmann zum Ziel des Quartetts. "Trotz der Probleme, die Betroffene uns häufig schildern, herrscht in den Unternehmen so etwas wie eine Erfolgskultur, die nur Erfolgsgeschichten kennt." Weit verbreitet sei dort die Ansicht: Wer ein Problem hat, ist selbst das Problem.

Selbstcheck

Als erstes setzten sie in den Unternehmen eine Überlastungsanzeige ein. Mit ihr konnten die Beschäftigten ihren Vorgesetzten klar machen, dass sie für die Qualität der Arbeitsergebnisse keine Verantwortung mehr übernehmen können. Dann folgten Informationen unter dem Motto "Der Arbeit ein Maß geben", ergänzt von einer Postkarten-Aktion mit einer Kurzbefragung zu den Stichworten Stress und betriebliche Belastungen.

Ein Gesamtbetriebsratsausschuss der Commerzbank erweiterte diese Kurzbefragung zum Selbstcheck. Der Rücklauf der Fragebögen war groß. Viele Beschäftigte haben sie um persönliche Schilderungen ihrer Situation ergänzt. "Das Thema hat die Tabuzone mittlerweile verlassen", sagt Bludau-Hoffmann, der zugleich ver.di-Unternehmensbetreuer der Commerzbank ist. "Mit diesem Projekt hat ver.di auch neue Möglichkeiten gefunden, Einfluss auf die Betriebspolitik vieler Unternehmen zu nehmen."HLA

www.faire-arbeit-fidi-nrw.verdi.de

Nachmachen erwünscht

Das Projekt "Faire Arbeit" ist ein Beispiel, das der ver.di-Bereich Tarifpolitik in der Broschüre Faire Arbeit. Gute Arbeit vorstellt. Besonders aus den Fachbereichen Finanzdienstleistungen und Handel werden Initiativen und Beispiele aus der Praxis beschrieben. Nachmachen ist ausdrücklich erwünscht.

Das Thema "Gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen" ist ein Schwerpunktthema des Bereichs. Erarbeitet werden Wandzeitungen, Power-Point-Präsentationen, Hintergrund- informationen und Broschüren zu Themen wie Schichtarbeit oder atypische Arbeit. Die ersten sind gerade erschienen. Nach und nach entsteht so ein Online-Handbuch zur Förderung gesunder Arbeitsbedingungen.

Weitere Informationen und Materialbestellung unter

http://arbeiten-leben.verdi.de