Bundesweit kämpfen Beschäftigte bei OBI für mehr Gehalt - unter anderem in Thüringen

ERFURT | Die Beschäftigten in den OBI-Märkten haben in den letzten Jahren einiges hingenommen: Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen, bei den Regelungen zur Arbeitszeit und bei den Zusatzzahlungen. 2001 war OBI aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten, seitdem gibt es keine gültigen Tarifverträge mehr. Der Marktführer unter den Baumärkten gilt in der Branche als schlecht zahlender Arbeitgeber. Auch mit den Mitbestimmungsrechten ist es nicht weit her.

Seit Monaten häufen sich in den verschiedensten Regionen die Aktionen gegen die Unternehmensführung und Geschäftsleitungen. Es gab Demonstrationen vor der Zentrale in Wermelskirchen und Streiks in Filialen. Die OBI-Angestellten und ver.di wollen einen Tarifvertrag. Die Thüringer Gewerkschaftssekretärin Undine Zachlot berichtet von den nun schon jahrelangen Bemühungen. In den Märkten in Erfurt, Weimar und Sömmerda wurden schon im Herbst 2006 Tarifkommissionen gewählt. Deren Schreiben zur Aufnahme von Gesprächen für Tarifverhandlungen beantworten die Arbeitgeber jedoch mit: Nein, das wollen wir nicht. So hängt eine bessere Bezahlung von ihrem Gutdünken ab. Und das auch nur, wenn sich die Angestellten wehren. Doch grade hier liegt es im Argen. Undine Zachlot: "Die Mitarbeiter/innen wissen alle, dass die Bezahlung schlecht ist, doch viele wollen sich nicht wehren. Und es gibt so manchen Trittbrettfahrer."

Bei der unterschiedlichen Bezahlung sehen ver.di und die Betriebsräte dringenden Handlungsbedarf. Wer neu eingestellt wird, verdient auch bei gleichem Berufsabschluss und gleicher Tätigkeit bis zu 500 Euro weniger als die schon länger beschäftigten Kolleg/innen.

Die Arbeit der Betriebsräte ist schwer: Sie wurden von der Geschäftsführung angegriffen und diffamiert, berichten die Kollegen aus Erfurt. In ihrer Region haben sich nun die Betriebsräte vernetzt und treffen sich regelmäßig, auch mit den Tarifkommissionen. Sie sind gestärkt aus den Aktionen der letzten Monate hervorgegangen. Das registrieren natürlich auch die Arbeitgeber.

Wahl im Freien

Im ostthüringischen Altenburg war vor einiger Zeit eine Betriebsratswahl unerwünscht, die Kolleginnen und Kollegen wählten ihren Wahlvorstand vor den Markttüren im Freien.

In Sachsen-Anhalt gab es in den vergangenen Monaten ebenfalls zahlreiche Streiks und Beteiligungen an Demonstrationen, die eine monatliche Erhöhung der Gehälter zum 1. Mai bewirkten. Im Bezirk Sachsen-Anhalt Nord ist das große Sorgenkind der OBI-Markt in Genthin. Seit Monaten ist bekannt, dass die OBI-Zentrale den Mietvertrag gekündigt hat. Über ihre Zukunft wurde die Belegschaft nicht informiert. Daraufhin forderten sie mit Streiks, Unterschriftensammlungen und wiederholten schriftlichen Anfragen eine Erklärung. Die bekam man dann im Juli kurz und knapp: Die Filiale wird zum 31. Dezember 2008 geschlossen.

Die genaue Strategie der Konzernführung ist noch nicht bekannt, mit den Betriebsräten will sie immerhin Gespräche führen. Tarifverhandlungen mit ver.di allerdings nicht. Es ist zu befürchten, dass eine andere, den Arbeitgebern wohl gesonnene Gewerkschaft ins Boot geholt werden soll. Das kann nur verhindert werden, wenn sich zukünftig noch viel mehr Kolleg/innen an Aktionen beteiligen.BIRGIT TRAGSDORF