Im brandenburgischen Freizeitpark Tropical Islands hat ein Betriebsrat mit Hilfe von ver.di seine Arbeit aufgenommen

Tropenparadies mit Dach

BRAND | Blau schimmerndes warmes Wasser umspült die Füße, die Sonne wärmt den Körper, eine Fontäne explodiert wenige Meter entfernt und schießt Millionen Wassertröpfchen in 18 Meter Höhe. Am Horizont sprießen üppige tropische Pflanzen im Regenwald, dahinter verbirgt sich ein Langhaus mit kunstvollen Schnitzereien. Der Südsee-Traum endet am Zeltdach des Tropical Islands. Denn "Europas größte tropische Urlaubswelt" - so die Eigenwerbung - liegt in einer Halle. Es ist die größte freitragende Halle der Welt. In ihr sollten eigentlich Zeppeline, so genannte Cargolifter, gebaut werden. Bis die Halle nach der Insolvenz der Cargolifter AG an die Investoren von Tropical Islands verkauft wurde.

Derzeit arbeiten in dem künstlich angelegten Tropenparadies im brandenburgischen Brand (Dahme-Spreewald) knapp 500 Mitarbeiter. Die Arbeitsbedingungen sind genauso exotisch wie das Klima in der Halle: Im Durchschnitt verdienen die Mitarbeiter 1000 bis 1250 Euro brutto für eine Vollzeitstelle im Monat. Sie arbeiten als Kellner, Koch, Animateur, Sicherheits-, Putz- und Hilfspersonal. Zum Vergleich: Eine vierköpfige Familie zahlt für einen Tag 89 Euro Eintritt, ohne Essen und Extras; ein Mitarbeiter bekommt für einen Arbeitstag 50 Euro brutto, Schichtdienst inklusive.

Die Personaldecke ist dünn, der Krankenstand hoch, Arbeitsverträge sind auf höchstens zwei Jahre befristet. Die Fluktuation im Personalbereich ist groß. Zwischen der Bali-Lagune mit Wasserfall, Strömungskanal und Wasserrutsche und dem Regenwald-Camp hat sich der Unmut über die Arbeitsbedingungen breitgemacht. Am 26. November vergangenen Jahres trafen sich die Vertreter der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Ingolf Fechner, und ver.di-Gewerkschaftssekretärin Ines Barow mit der Leitung des Freizeit-Konzerns und kündigten eine Betriebsratswahl an. Gleichzeitig versuchte die Arbeitgeberseite einen so genannten Belegschaftsausschuss durchzusetzen - ein Gremium von Konzern-Gnaden ohne rechtliche Grundlage und Handhabe. Aber gut fürs Image.

Ein Berg von Arbeit

Die Mitarbeiter des Tropical Islands wollten aber einen Betriebsrat. Am 17. Dezember 2007 bestimmten sie einen Wahlvorstand. 80 Prozent der Mitarbeiter beteiligten sich am 27. Februar 2008 an den ersten Betriebsratswahlen. Von den elf Betriebsratsmitgliedern ist der Vorsitzende Michael Wisocki freigestellt. Der ehemalige Leiter des kulinarischen Angebots im Kinderbereich steht - gemeinsam mit seinen Kolleg/innen - vor einem Berg Arbeit.

Sie haben schon eine Menge bewegt. Michael Wisocki nennt Beispiele: "Wir haben eine Betriebsvereinbarung mit der Geschäftsführung zum Thema Einstellungen abgeschlossen." Zudem seien Mitarbeiter vor der Kündigung bewahrt worden, in dem ihnen durch den Betriebsrat andere Arbeitsplätze im Unternehmen vermittelt wurden. "Im Moment arbeiten wir an der Betriebsvereinbarung zum Thema Dienstpläne, haben bereits zwei Seminare besucht und einen Betriebsausschuss und einen Wirtschaftsausschuss gegründet." Eine Betriebsversammlung hat stattgefunden, eine weitere ist geplant. Es ist viel geschehen, aber für den Betriebsratsvorsitzenden ist das noch nicht genug: "Wir waren nicht untätig, nur leider mahlen die Mühlen sehr langsam. Man muss sich alles hart erkämpfen."

Er nennt Zahlen, die zeigen, wie die Arbeitsplatzsituation ist: "Wenn sich fünf Kellner um 800 Gäste kümmern müssen, dann liegt ganz klar eine Überlastung vor." Es liege nicht an den Mitarbeitern, wenn sich die Gäste darüber beschweren, dass der Service nicht den Erwartungen entspricht, den der Eintrittspreis suggeriert.

Dem Konzern sind 1900 Tagesgäste im Jahresschnitt zu wenig: 3500 Gäste pro Tag bräuchte der Freizeitpark, um rentabel zu sein. "Uns schenkt hier keiner etwas", sagt Wisocki, "aber gut, dass es uns gibt."