Ernst Heilmann von ver.di Mecklenburg-Vorpommern zur Initiative "Unser Land braucht seine Zeitungen"

INTERVIEW: HERBERT STEINFORT

ver.di PUBLIK | Weshalb engagiert sich ver.di so intensiv für die regionalen Tageszeitungen?

ERNST HEILMANN | Die freie Presse ist ein wesentliches Element der Demokratie. Von dem, was gegenwärtig mit den Tageszeitungen im Nordosten passiert - Tarifflucht, Personalabbau, Konzentration - sind Beschäftigte und Leser betroffen, weil es sich auf die Qualität der Berichterstattung niederschlägt. Im ganzen Land erscheinen nur drei Tageszeitungen - es gibt also keine Alternativen für unzufriedene Leser. Deshalb rufen wir alle Bürger auf: Helfen Sie, Ihre Heimatzeitungen zu sichern! Ihre Stimme zählt!

ver.di PUBLIK | Was wurde bisher erreicht?

HEILMANN | Die Probleme werden in der Öffentlichkeit und der Politik wahrgenommen. Der Schweriner Landtag hat sich in einer Aktuellen Stunde und zwei öffentlichen Anhörungen des Innenausschusses mit der Situation befasst. Einstimmig beschlossen wurde, künftig jährlich einen Bericht zur Situation der Medien in Mecklenburg-Vorpommern zu erstellen, in dem auch der Stand der Meinungsvielfalt erhoben werden soll. Das ist ein wesentlicher Schritt nach vorn, denn so wird verhindert, dass das wichtige Thema wieder aus der Diskussion verschwindet.

ver.di PUBLIK | Aber das genügt nicht?

HEILMANN | Wichtig wäre es, das Pressegesetz des Landes zu überarbeiten, um es an die veränderten Bedingungen anzupassen. Es nützt allen Bürgern, wenn sie mehr über die Besitz- und Beteiligungsverhältnisse der Verlage erfahren: Wer steckt hinter den Zeitungen und Rundfunksendern? Was sind die publizistischen Grundsätze, von denen sich die Verlage leiten lassen? Eine Stärkung der Mitsprache- und Mitwirkungsmöglichkeiten der Journalisten, zum Beispiel durch eine gewählte Redakteursvertretung, ist der beste dauerhafte Schutz vor Meinungsmonopolen.

Mehr zur Initiative online: www.qualitaet-und-vielfalt-sichern.de