ver.di Rheinland und ver.di Saar zeigen, wer unter ungeschützter Arbeit leidet und wer daran verdient

MAINZ | "Sozial ist, was Arbeit schafft", findet Angela Merkel und formuliert damit den politischen Mainstream. Die Beschäftigtenzahlen sind das Entscheidende, die Qualität der Arbeit ist Luxus. Darum wird der Niedriglohnsektor ausgeweitet und staatlich gefördert. Die Zahl "prekärer", vom Arbeits- und Sozialrecht kaum geschützter Arbeitsverhältnisse wächst.

Das Normalarbeitsverhältnis wird zur exotischen Ausnahmeerscheinung. Es wird als normal angesehen, sich auch krank zur Arbeit zu schleppen, weil sonst der Arbeitsplatz verloren geht. Ergebnis: Die Arbeitgeber haben immer weniger Kosten, der Anteil der Langzeitkranken jedoch wird immer größer, die psychischen Erkrankungen nehmen zu.

Höchste Zeit, dass sich die Gewerkschaften wieder um gute Arbeit kümmern. Aber was passiert derweil mit all den miesen Jobs? Was mit Minijobs, die direkt von der Arbeitsarmut in die Altersarmut führen? Was mit Leiharbeit und Tarifflucht, die ganze Branchen zum rechtsfreien Raum machen? Mit krankmachender Arbeit? Mit Löhnen, die zum Leben nicht ausreichen?

ver.di Rheinland-Pfalz und ver.di Saar bringen miese Jobs vor Gericht, genauer vor das "Tribunal ungeschützte Arbeit". Am 15. November 2008 wird im pfälzischen Frankenthal gezeigt, wer unter prekärer Arbeit leidet und wer daran verdient. Es wird aber auch gezeigt, wie es besser geht.

Als Sachverständige stehen Wissenschaftler/innen, Journalist/innen und Betriebsräte zur Verfügung, so etwa Professor Dr. Stefan Sell von der Fachhochschule Koblenz-Remagen und Tatjana Fuchs vom Internationalen Institut für empirische Sozialökonomie.

Freispruch ausgeschlossen

Die Hauptankläger sind aber die Betroffenen selbst. Sie werden den Vergehen gegen gute Arbeit Gesichter und Geschichten geben. Sie machen aus Statistiken Schicksale. Zum Beispiel die Verkäuferin, die am Arbeitsplatz überfallen wurde und deren Arbeitgeber sich weigert, in mehr Sicherheit zu investieren. Oder der Drucker, der als Leiharbeiter für dieselbe Arbeit sechs Euro weniger bekommt als sein Kollege an derselben Maschine. Der Universitätsdozent, der sich von einem befristeten Arbeitsplatz zum nächsten hangelt, ohne sicher sein zu können, dass er auch im nächsten Jahr seine Rechnungen bezahlen kann. Die Krankenschwester, die selbst krank wird, weil sie Stress und Hetze nicht mehr aushält. JÜRGEN DEHNERT

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