DIE WELT, 26.SEPTEMBER 2008

Massenprotest gegen kranke Kliniken

... Ärzte, Pfleger, Krankenschwestern und Verwaltungsangestellte machen ihrem Ärger lautstark Luft. Sie pfeifen, stimmen Sprechchöre an und machen mit Rasseln und Trommeln Radau. Weiße Luftballons steigen in den blauen Herbsthimmel, Fahnen werden geschwenkt, Transparente hochgehalten. "Gesunde Krankenhäuser sind gut für die Patienten" und "11 Mrd. für die IKB: Wie viel Kohle gegen unseren Kollaps?" steht darauf.

... Jede sechste Stelle in der Pflege sei bereits wegrationalisiert, in den letzten zehn Jahren seien insgesamt 50000 Arbeitsplätze gestrichen worden, klagt das Aktionsbündnis. Hauptproblem der Kliniken: Ihre Budgets sind gedeckelt, weil sie an die Entwicklung der Löhne gebunden sind. Und die stiegen 2007 gerade mal um 0,64 Prozent - die Energiekosten dagegen beispielsweise um 25 Prozent. Das neue Gesetz sieht nun vor, dass der Deckel etwas gelockert wird.

Doch den Demonstranten reicht das nicht. "Der Deckel muss weg", steht auf den grünen T-Shirts. ver.di-Chef Frank Bsirske monierte: "Wenn die Krankenhäuser Strom und Lebensmittel nicht mehr bezahlen können, ohne Personal abzubauen, dann stimmt etwas nicht."


DER TAGESSPIEGEL, 26. SEPTEMBER 2008

In der Klemme

Ein Zufall wird das zeitliche Zusammentreffen nicht gewesen sein: Exakt einen Tag vor den groß angekündigten Protesten zur "Rettung der Krankenhäuser" in Berlin hat die Regierung den darbenden Kliniken noch schnell 3,2 Milliarden Euro bewilligt. Den Zorn des Bündnisses aus Ärzten, Krankenschwestern, Klinikbetreibern, Kommunen und Gewerkschaftern konnte sie damit aber nicht mehr beschwichtigen. Unbeeindruckt von der Finanzspritze protestierten nach Polizeiangaben am Donnerstag mehr als 130000 Menschen gegen den "ökonomischen Würgegriff" der Politik - doppelt so viele, wie erwartet.


BILD BERLIN, 26. SEPTEMBER 2008

Fan-Meile wird zur Wut-Meile

Es war so voll wie auf der Fanmeile, so bunt wie beim Karneval - die größte Ärzte-Schwestern-Pfleger-Laboranten-Demo aller Zeiten! ... Mit über 600 Bussen und Sonderzügen sind die Klinik-Mitarbeiter aus ganz Deutschland angereist. ...

"Die Krankenhäuser verlangen keine aberwitzigen Summen wie Banken", sagte Christian Ude (60, SPD), Münchens Oberbürgermeister. Bund und Länder dürften sich nicht länger die Verantwortung für die Misere der Krankenhäuser zuschieben: "Bei diesem Spiel bleiben Menschen auf der Strecke."