Osterhasen auf dem Weihnachtsmarkt

Tobias Marx, 22 Jahre, ist seit September 2008 Jugendsekretär im ver.di-Bezirk Kiel-Plön

Tobias Marx

ver.di PUBLIK | Ihr seid als Osterhasen auf dem Kieler Weihnachtsmarkt unterwegs. Warum?

MARX | Wir haben im Jugendvorstand über die Situation von Leih- und Zeitarbeitnehmern und deren prekäre Beschäftigungsverhältnisse gesprochen und haben uns mächtig über die negativen Auswirkungen der Leiharbeit aufgeregt - es gibt halt keinen gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Eigentlich war klar, dass eine gewerkschafts?übergreifende Aktion folgen muss. Wir haben unsere Aktion als DGB-Jugend unter das Motto "Hier stimmt was nicht" gestellt und uns als Osterhasen verkleidet. Im Kostüm ging es dann auf den Weihnachtsmarkt, um Ostereier zu verteilen. Zu den Ostereiern gab es Postkarten, auf denen steht, dass für manch einen die Bescherung in diesem Jahr ausfällt: Schließlich gibt es 700000 Zeitarbeiter bundesweit, und jeder achte muss seinen Lohn durch Hartz IV aufstocken.

ver.di PUBLIK | Weihnachten steht vor der Tür. Hast Du etwas Besonderes vor und wünschst Du Dir was?

MARX | Ich werde über die Weihnachts?tage sicher meine Familie in Dithmarschen besuchen. Einen Wunschzettel habe ich nicht - mein größter Wunsch, bei ver.di zu arbeiten, hat sich ja schon erfüllt! Aus Sicht des ver.di-Jugendsekretärs würde ich mir wünschen, dass jeder Azubi in Kiel nach Abschluss der Ausbildung eine Übernahme bekommt und ins Arbeitsleben einsteigen kann. Solche Wünsche erfüllen sich aber leider nicht von selbst. Da sind wir alle gefragt und müssen unsere Tarifverträge entsprechend gestalten.

ver.di PUBLIK | Du bist 22 Jahre alt - bekommst du manchmal zu hören, dass du noch grün hinter den Ohren bist?

MARX | Ja. Viele sagen aber auch, dass das nur der erste Eindruck ist. Trotz meines Alters hab ich Erfahrungen gesammelt. Und ich weiß, wo ich hin will. Ich habe bei der Telekom in Heide und Kiel eine Ausbildung als Fachinformatiker für Systemintegration gemacht und mich schon in der Ausbildung gewerkschaftlich engagiert. Ich war Mitglied der Auszubildendenvertretung. Nach Abschluss meiner Ausbildung bin ich dann als Vorsitzender in die Freistellung gegangen.

ver.di PUBLIK | Was willst du in unserer gewerkschaftlichen Jugendarbeit neu machen oder verändern?

MARX | Wir haben in Kiel über 1000 ver.di-Mitglieder im Jugendbereich. Da ist schon in den letzten Jahren gute Arbeit geleistet worden. Ich will in unserem Bezirk die aktive Jugendarbeit weiterführen und werde das nicht vom Schreibtisch aus erledigen. Ich will in die Betriebe und Berufsschulen gehen, über unsere Gewerkschaft informieren und zeigen, dass Gewerkschaft Spaß macht! Jugendliche und Azubis sollen erleben, dass ver.di eine Mitmach- Gewerkschaft ist - zum Beispiel bei unserem geplanten Jugendcamp in Bosau nächstes Jahr. Genauso wichtig ist es, die Jugend- und Auszubil-dendenvertretungen anzusprechen und sie zum Mitmachen zu gewinnen. Hier plane ich spezielle Schulungsangebote, außerdem wird es eine große JAV-Konferenz in Weißenhäuser Strand geben.