Ausgabe 12/2008
Stellen Sie schon mal den Stiefel raus!
Wer seinen Teil in der bevorstehenden Tarif- und Besoldungsrunde haben möchte, sollte sich organisieren
Nicht wenige Beschäftigte des Landes oder auch Kommunalbeamte reagierten freudig überrascht, als sie zum Nikolaustag ein kleines Präsent von ihrer Gewerkschaft ver.di überreicht bekamen. Es war zwar nur ein kleiner Schokoladennikolaus, aber die Beschäftigten des Landes sind mit Geschenken ja nicht besonders verwöhnt.
Zu dem Nikolaus gab es auch ein kleines Flugblatt, das auf die Tarif- und Besoldungsrunde im Januar und Februar 2009 vorbereitet. Das Schreiben verweist darauf, dass das kleine Geschenk in der bevorstehenden Tarif- und Besoldungsrunde das einzige bleiben wird. Denn: Der baden-württembergische Finanzminister, Willi Stächele (CDU), hat lediglich 2,8 Prozent für die anstehende Verhandlungsrunde in den Haushalt eingestellt. Da würde man im Stiefel erfolglos nach den Nüssen suchen müssen, beträgt die offizielle Preissteigerungsrate doch schon über drei Prozent. Unterm Strich also weniger Nüsse als im Vorjahr.
Eine Bescherung der besonderen Art
Richtig große Nüsse verteilen die Finanzminister gerade an andere. Fast 500 Milliarden Euro konnten innerhalb von einer Woche für die Spiel- und Wettgemeinschaft der Finanzwirtschaft locker gemacht werden. Eine vorweihnachtliche Bescherung der besonderen Art. Die Bescherung für die Beschäftigten jedoch soll deutlich bescheidener ausfallen.
Manch einer reibt sich da doch verwundert die Augen. Hören wir doch seit Jahren, für die Beschäftigten sei nichts da. Sie müssten sich eben mit weniger Nüssen zufrieden geben. Der Nussbaum sei ja schließlich immer kleiner geworden. Die Beschäftigten müssten auch länger schütteln, damit sie überhaupt noch etwas bekommen.
Da sagt ver.di doch mal ganz unbescheiden: Wer sich nicht von der Allgemeinheit seine Wett- und Spielschulden bezahlen lässt, stattdessen zu deren Nutzen jeden Tag arbeitet, sollte sich nicht mit weniger Nüssen zufrieden geben.
Öffentlich ist mehr wert
Da man als Beschäftigte jedoch nicht so leicht an den großen Nussvorrat herankommt und auch keine wirklich erfolgreiche Wett- und Spielgemeinschaft gründen kann, bleibt der ganz realistische Tipp: Schließt euch der Nussgemeinschaft ver.di an und holt euch so gestärkt und organisiert euren Anteil am Nussvorrat! Das ist besser, als über den leeren Stiefel zu jammern.
Bernd Riexinger