DER TAGESSPIEGEL 30. JANUAR 2009

Mitten in der Krise

Es geht um das Übliche. Sichere Arbeitsplätze, mehr Geld, kürzere Arbeitszeit und überhaupt Gerechtigkeit. Hunderttausende ließen die Arbeit liegen, versammelten sich auf den Straßen, blockierten den Verkehr. Chaos. In Frankreich. Bei uns beginnt die Tarifsaison mit ein paar tausend Teilnehmern. Stewardessen der Lufthansa lassen Flüge ausfallen und ein paar hundert Bahnbeschäftigte stören ein paar Stunden den Verkehr am Vormittag. Hier und da mosern auch Feuerwehrleute, und in Düsseldorf beteiligen sich sogar 1000 Lehrer an einer Demo. [...] Baut sich eine Streikwelle auf, mitten in der Krise, oder sogar wegen der Krise?


DIE ZEIT 29. JANUAR 2009

Falscher Streik

Feuerwehrleute protestieren, Stewardessen streiken, und auch bei der Bahn tobt mal wieder ein Arbeitskampf - die Tarifrunde 2009 ist in vollem Gange. Mitten in der bedrohlichsten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit halten die Gewerkschaften stur an ihren Ritualen fest. [...] Tatsächlich wäre es schön, sie täten genau das und beließen es bei den gewohnten Verteilungskämpfen. In Wahrheit geht es in dieser Tarifrunde mehr denn je um Eifersucht und Konkurrenz zwischen den Gewerkschaften - und am allerwenigsten um die wirtschaftliche Lage.


SÜDDEUTSCHE ZEITUNG 19. JANUAR 2009

Falscher Zeitpunkt

Es ist schon etwas dran an der Klage von DGB-Chef Michael Sommer. Ginge es nach den Arbeitgebern, sei nie der richtige Zeitpunkt für kräftige Lohnerhöhungen, kritisiert der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Und wirklich: Läuft es gut, erklären die Manager häufig, Gehaltssteigerungen könnten den Aufschwung beenden. Steckt die Wirtschaft wie gerade in der Krise, passt ein Lohnplus den Firmen erst recht nicht. Sommer mag die Abwehr-Rhetorik der Unternehmen durchschauen - das ändert jedoch nichts daran, dass 2009 tatsächlich nicht das beste Jahr für deutliche Gehaltserhöhungen ist.


DIE TAGESZEITUNG, 13. DEZEMBER 2008

Echter Mindestlohn

Das alte Dilemma: Boykottiert man Firmen, die Menschen zu schlechten Bedingungen und niedrigen Löhnen beschäftigen, schadet man nicht nur dem Unternehmen. Man bringt auch jene, die man eigentlich schützen will, um ihre Arbeitsstelle. Zu deren Ärger: Könnten sie woanders besser ihr Geld verdienen, sie wären längst weg. Was also lässt sich tun? Die Gewerkschaften stehen Entwicklungen wie der im Einzelhandel häufig ohnmächtig gegenüber. Um Lohndumping zu verhindern, hilft - wieder einmal - nur ein gesetzlicher Mindestlohn.