TÜRKEI

Praktiker-Märkte gegen Gewerkschaft

Die Baumarktkette Praktiker hat ihre Beschäftigten in der Türkei gezwungen, vor einem Notar zu unterschreiben, dass sie nicht gewerkschaftlich organisiert sind. Mehr als 70 Beschäftigte wurden wegen des Verdachts auf Mitgliedschaft entlassen. Das deutsche Unternehmen Praktiker betreibt zehn Märkte in der Türkei, in denen rund 760 Menschen arbeiten. Fast 400 von ihnen sind in der Gewerkschaft KOOP-IS organisiert. Im Januar bestätigte das türkische Ministerium für Arbeit und Soziales, dass die Gewerkschaft die Rechte der Praktiker-Beschäftigten wahrnehmen darf. Doch bis Anfang März haben weder die für die Türkei zuständigen Geschäftsführer noch die Unternehmensleitung von Praktiker in Deutschland die gewerkschaftsfeindlichen Aktionen beendet. Die ver.di-Bundesfachgruppe Einzelhandel und UNI-Commerce haben sich eingeschaltet und wollen vermitteln.


IRLAND

Ende des Wachstums

Ende Februar haben in der irischen Hauptstadt Dublin mehr als 100000 Menschen gegen die Reaktion der Regierung auf die Wirtschafts- und Finanzkrise demonstriert. Es war eine der größten Demonstrationen in der Geschichte des Landes. Der Gewerkschaftsdachverband hatte dazu aufgerufen. Nach fast 20 Jahren Wirtschaftswachstum liegt die Arbeitslosigkeit in Irland jetzt bei 9,2 Prozent. Die Regierung hat die Beamtengehälter eingefroren und die Ausgaben für den Bildungs- und Gesundheitsbereich gekürzt. Gregor Kerr, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft, forderte, der öffentliche und der private Sektor müssten sich zusammenschließen und Bankiers, Politiker und Großunternehmer als Verantwortliche für die Krise zur Rechenschaft ziehen.


INDONESIEN

Adidas benachteiligt Gewerkschafter

Wegen ihres Einsatzes für die Rechte der Arbeitnehmer/innen haben Mitglieder indonesischer Gewerkschaften in den letzten Jahren bei den Adidas-Zulieferbetrieben ihre Jobs verloren. In seinem Verhaltenskodex sichert Adidas den Arbeiter/innen zwar Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit zu, in der Praxis werden gewerkschaftlich Organisierte jedoch oft diskriminiert und besonders bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen benachteiligt. Die Kampagne für saubere Kleidung fordert das Unternehmen deshalb auf, sich für die Arbeitsrechtler/innen einzusetzen.


FINNLAND

Schnüffeln erlaubt

Der finnische Reichstag hat ein Gesetz verabschiedet, das Unternehmen die Überwachung des elektronischen Datenverkehrs ihrer Mitarbeiter/innen erlaubt. Das Gesetz soll dazu beitragen, Industriespionage zu verhindern. Kritische Beobachter/innen sehen darin jedoch das Aushebeln bürgerlicher Grundrechte und einen Verfassungsbruch. Arbeitgeber dürfen künftig Absender, Adressaten und Größe von E-Mails ihrer Mitarbeiter/innen kontrollieren. Als Initiator des Gesetzes gilt der Handy-Hersteller Nokia.


SPANIEN

Entlassungen bei großer Tageszeitung

ABC, die drittgrößte spanische Tageszeitung, will mehr als die Hälfte ihrer Beschäftigten entlassen. Die Mediengruppe Vocento beantragte bei den Sozialbehörden, 238 der 456 Arbeitsstellen zu streichen. Damit solle eine "Anpassung an die Marktbedingungen erreicht werden". 2008 verkaufte ABC täglich 250000 Exemplare, zehn Prozent mehr als im Jahr davor. Der Betriebsrat will die Streichungen "mit allen Mitteln" bekämpfen und sich nicht auf Verhandlungen einlassen.