Bundesschatzbriefe sind sicher und erfreuen sich großer Beliebtheit. Nur: Im Moment sind die Renditeaussichten nicht attraktiv

Erfreut und weise sieht die alte Schildkröte mit der Nickelbrille aus. Sie hockt vor einem Stück Schwarzwälderkirschtorte und schaut zufrieden: "Mit Bundesschatzbriefen habe ich jeden Tag etwas zu feiern - und das seit 40 Jahren", steht über dem Panzer des Maskottchens. Wohl nicht umsonst hat die Finanzagentur des Bundes eine Schildkröte als Werbe-Ikone für die Wertpapiere der Bundesrepublik gewählt. Was ist schon eine Finanzkrise für jemanden, der 250 Millionen Jahre auf dem Buckel hat? Das Urzeitreptil steht für Verlässlichkeit, Klugheit, Besonnenheit und ist quasi durch nichts zu erschüttern - ein Image, das dem Staat und seinen "Schätzchen", wie sie im Volksmund genannt werden, gut zu Gesicht steht.

So lange der Staat nicht bankrott geht

In diesem Jahr feiern die Schatzbriefe nun also ihren 40. Geburtstag - wie es in die Zeit der ausgehenden 60er Jahre passt, mit Schwarzwälderkirsch. Doch so behäbig und altbacken wie das wirkt, sind die Bundesschätzchen nicht. Wer von Beginn an dabei war, kann heute auf eine durchschnittliche Rendite von 6,7 Prozent pro Jahr zurückblicken, hat die Finanzagentur ausgerechnet. Kein schlechter Schnitt für eine absolut sichere Geldanlage. Gemeinsam mit der Tagesanleihe des Bundes, den Finanzierungsschätzen und den börsennotierten Obligationen gehört der Bundesschatzbrief zu den beliebtesten staatlichen Wertpapieren - auch wenn die derzeit schwächeln. Denn: "Diese Produkte gehören mit zu den sichersten, die man weltweit erwerben kann", sagt Carl Heinz Daube, Geschäftsführer der Deutschen Finanzagentur, die für das Schuldenmanagement des Bundes verantwortlich ist. Die Zinsen für die Produkte sind garantiert und werden nach festgelegten Laufzeiten ausgeschüttet. Und so lange der Staat nicht seinen Bankrott anmeldet - was beim AAA-Schuldner Deutschland nicht besonders wahrscheinlich ist - sind Einlagen und Zinsen so sicher wie ein langes Schildkrötenleben.

Und noch einen Vorteil haben die Schätzchen: Sie sind erschwinglich. Einst wurden sie als Sparprodukt für den "kleinen Mann" aufgelegt, damit auch der mit bescheidenen Mitteln zu etwas kommen konnte. Das Jedermann-Prinzip gilt auch heute noch: Ab 52 Euro ist man dabei. Und der Schatz des kleinen Mannes hat sich gegen die Vielfalt der heutigen Bankprodukte bisher immer gut behauptet.

Allzu lange Bindungen rechnen sich derzeit nicht

Doch um die Konkurrenzfähigkeit ist es im Moment schlecht bestellt. Auch wenn für die Schatzbriefe eine Zinstreppe eingebaut ist - das heißt, dass die Zinsen von Jahr zu Jahr bis zum Laufzeitende steigen - so liegt die Gesamtrendite derzeit bei schlappen 2,17 Prozent für den Schatzbrief Typ A mit sechsjähriger Laufzeit und bei 2,39 Prozent für Schatzbrief Typ B mit siebenjähriger Laufzeit. Noch finsterer sieht es bei der flexiblen Tagesanleihe aus, die im vergangenen Jahr nach mehr als 30 Jahren als erstes neues Produkt auf den Markt kam und aus dem Stand einen Riesenerfolg hatte. Zurzeit allerdings liegt der Tageszins bei 0,82 Prozent - da hilft auch der täglich berechnete Zinseszinseffekt nicht viel, um die Rendite zu steigern.

"Bundeswertpapiere sind derzeit etwas für sehr pessimistische Anleger", sagt denn auch Arno Gottschalk, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen. Immerhin gebe es den staatlichen Rettungsschirm für die Banken. "Warum also sollte man eine so schlechte Verzinsung für sein Geld hinnehmen, wenn es überall sonst besser ist?", fragt der Finanzexperte. Auch wenn der Bund in den Jahren vor der Finanzkrise bei den Renditen immer gut mithalten konnte, derzeit sei er unter Renditeaspekten "nicht die erste Wahl". Generell gelte zurzeit, dass Sparer keine allzu langen Bindungen eingehen sollten, "weil die Ausschläge nach unten groß sein können".

Ähnlich sieht das auch der Finanzexperte der Stiftung Warentest, Uwe Döhler: "Der Staat hat für seine Papiere die Zinsen eher überdurchschnittlich zurückgefahren, das macht sie im Moment sehr unattraktiv." Zu den Laufzeitenkonditionen von mindestens einjährigen Anlagen böten Banken, die dem deutschen Einlagensicherungsfonds unterliegen, derzeit in der Spitze zumindest noch eine Drei vor dem Komma. Passieren könne mit diesen Anlagen wenig, macht der Finanzexperte deutlich: Geht eine Bank pleite, springt die Einlagensicherung für das angelegte Geld und die aufgelaufenen Zinsen bis zum Zeitpunkt der Insolvenz ein. Ist der Sicherungsfonds erschöpft, gibt es immer noch die staatliche Bankenbürgschaft. "Der Staat sagt mit seinen Konditionen ganz deutlich: Ich will das Geld der Anleger nicht haben", meint Döhler. Er hält diese Politik für eine Konjunkturmaßnahme zur Stützung der Banken: Der Staat macht seine eigenen Produkte uninteressant für Anleger und entzieht damit dem Markt nicht künstlich Geld durch eigene Papiere.

Soweit die Theorie. Das Anlegerverhalten folgt ihr nicht. Denn trotz schlechter Verzinsung bewegt sich das Geschäft der Finanzagentur des Bundes nach eigenen Angaben auf konstantem Niveau, die Tagesanleihe trotz weiter gefallenem Zinsniveau sogar im Plus. Im magischen Anlagedreieck aus Rendite, Liquidität und Sicherheit vertrauen offenbar immer noch sehr viele Menschen mehr der Sicherheit des Bundes als der der Banken. Und einen Lichtblick gibt es zudem für alle, die sich im Zinstal ihre Schätzchen zulegen: Nach einem Jahr dürfen Schatzbriefe getauscht werden - zumindest für 5000 Euro pro Monat. Und fairerweise informiert die Finanzagentur ihre Kunden sogar, wenn sich die Konditionen verbessern.