Start für Tarifrunde 2009

Unter dem Motto "Fair heißt mehr! Von uns lebt der Handel" hat ver.di jetzt auch in Niedersachsen und Bremen eine Kampagne gestartet, um den Forderungen nach Tariferhöhungen im Groß- und Einzelhandel mehr Nachdruck zu verleihen. Die Beschäftigten leisten gute und wichtige Arbeit, sie müssen besser bezahlt werden.

Für die zwölf Monate ab Mai 2009 fordern die ver.di-Tarifkommissionen für Niedersachsen und Bremen eine Erhöhung der Löhne und Gehälter im Einzelhandel um 6,5 Prozent, mindestens aber um 120 Euro. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 60 Euro pro Monat steigen. Im allgemeinen Großhandel in Niedersachsen sollen die Einkommen um einen Euro die Stunde angehoben werden; Auszubildende sollen monatlich 57 Euro mehr erhalten.

Gewinne gestiegen

"Die Arbeitgeber finden, jetzt sei der schlechteste Zeitpunkt für Lohn- und Gehaltserhöhungen. Doch haben sie jemals etwas anderes behauptet?", fragt Heiner Schilling, ver.di-Fachbereichsleiter Handel. Die deutschen Einzelhandelsunternehmen erzielten 2007 einen Gewinn von 18,8 Milliarden Euro, was verglichen mit dem Jahr 2000 eine Steigerung um knapp 60 Prozent bedeutet. Im selben Zeitraum sank die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten im Einzelhandel, während die der geringfügig Beschäftigten allein in den vergangenen fünf Jahren um 20 Prozent gestiegen ist. Tatsache ist: Die Kaufkraft ist die wichtigste Stütze der Konjunktur - gerade jetzt, da der Export wegbricht. "Mehr Geld für Beschäftigte ist wichtiger und vernünftiger denn je", so Schilling.

In Niedersachsen sprechen die Zahlen ebenfalls für sich: Insgesamt sind schon 104000 Mitarbeiter im Einzelhandel geringfügig beschäftigt, was einem Anteil von 34 Prozent (!) entspricht. Demgegenüber sank die Zahl der Vollzeitbeschäftigten auf einen Anteil von 42 Prozent. Zudem sind 73 Prozent der Beschäftigten im niedersächsischen Einzelhandel Frauen, die vor allem von einer Tariferhöhung profitieren würden.

Nach 23 tariflosen Monaten in Niedersachsen und Bremen haben Arbeitgeber und ver.di endlich einen Abschluss erreicht: Für die 26500 Beschäftigten des Bremer Einzelhandels steigen danach die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen rückwirkend zum 1. Mai 2008 um 3 Prozent. Die Samstagszuschläge von 15 bis 18 Uhr 30 entfallen. Für den Zeitraum Mai 2007 bis April 2008 gibt es eine Einmalzahlung von 400 Euro.

Abkopplung verhindert

"Dieser Abschluss verhindert, dass Bremer Verkäuferinnen von der Einkommensentwicklung in den anderen Bundesländern abgekoppelt werden", sagt ver.di-Verhandlungsführer Heiner Schilling. Mit der Unterschrift unter den neuen Tarifvertrag sei die längste Tarifrunde in der bremischen Handelsgeschichte zu Ende gegangen.

Für die Einführung eines Mindestlohnes von 7,50 Euro gibt es nun eine Verhandlungsverpflichtung. "Es ist und bleibt aber beschämend, dass Bremens Händler nur 6,87 Euro pro Stunde zahlen. Von Arbeit muss man leben können", so Schilling. ver.di erwartet nun von Niedersachsens Handelsverbänden, dass sie konstruktiv auf das Bremer Beispiel reagieren. Die Gewerkschaft sei bereit, die bremischen Tarifregelungen für Niedersachsen zu übernehmen.