Artenschutz abschaffen

Die Antwort der Großen der Branche auf die Krise ist Stellenabbau. Dabei haben sie viel Geld verdient in den letzten Jahren

Silke Leuckfeld ist freie Journalistin und lebt in Berlin

Die Finanzkrise hinterlässt auch bei den Zeitungen und Zeitschriften ihre Spuren; viele Kunden verzichten momentan auf teure Anzeigen. Die Gewinne der Verlage sinken, einige rutschen sogar ins Minus. Doch gerade die Großen der Branche haben in den vergangenen Jahren gutes Geld verdient. Verwöhnt von hohen Renditen, ist das Entsetzen jetzt in vielen Chefetagen umso größer. Ihre Antwort ist darauf (wieder einmal) fast ausschließlich der Abbau von Stellen. Häufig wird bei dieser Gelegenheit auch heftig umstrukturiert, werden Redaktionen unterschiedlicher Titel zusammengefasst. Ob dieses Geschäftsmodell den Geschmack der Leser trifft, ist fraglich. Wenn mehrere Zeitungen nur noch einen Reporter zu einem Ereignis schicken, in jedem Blatt Ähnliches erscheint, gibt es nur noch einen Einheitsbrei.

Zusätzlich verändern sich die Arbeitsbedingungen dramatisch. Die Redaktionen werden dezimiert, das Pensum für den Einzelnen steigt. Darunter muss die journalistische Sorgfalt leiden. Während die Verlagsmanager auf ihren Kongressen das hohe Lied der Qualität singen, schaffen sie sie im eigenen Haus gerade ab. Für sie zählt nur: Weniger Redakteure arbeiten immer öfter nicht mehr tarifgebunden, sollen aber immer mehr schaffen. Die Verlagsspitzen verhalten sich wie in jedem beliebigen Wirtschaftsunternehmen.

Medien haben aber auch eine gesellschaftliche Aufgabe, was der Gesetzgeber nicht nur mit der Pressefreiheit berücksichtigt hat. Verlage fallen unter den Tendenzschutz, das Betriebsverfassungsgesetz gilt für sie nur eingeschränkt. Das heißt: Der Betriebsrat wird nicht so informiert wie in anderen Betrieben und kann daher oft gar nicht entsprechend reagieren. Es wird Zeit, den Tendenzschutz abzuschaffen und die Verlage so zu behandeln, wie sie selbst agieren: als ganz normale Wirtschaftsunternehmen.