Die ersten Hürden sind genommen

ARCANDOR | Für die 56 000 Beschäftigten des Konzerns müssen jetzt Konzepte zur Fortführung auf den Weg gebracht werden

Margret Mönig- Raane ist Vize- Vorsitzende von ver.di

ver.di PUBLIK | Arcandor, also ehemals KarstadtQuelle hat keine Staatsbürgschaft bekommen. Jetzt sind die meisten Gesellschaften des Konzerns in der Insolvenz. Wie geht es weiter?

MARGRET MÖNIG-RAANE | Die Arcandor-Insolvenz ist die größte, die es je in der Bundesrepublik gegeben hat. In der Insolvenz gelten andere Regeln, aber die ersten Hürden sind genommen: Quelle/Primondo kann erst einmal weiter arbeiten, weil nach Nerven zerrendem Hin und Her schließlich der so genannte Massekredit genehmigt wurde. Das Insolvenzausfallgeld war pünktlich auf den Konten. Bei rund 56 000 Beschäftigten ist das eine außerordentliche Leistung. Jetzt müssen die Konzepte zur Fortführung aller Gesellschaften im Konzern auf den Weg gebracht werden.

ver.di PUBLIK | Warum ist der Konzern eigentlich so in die Krise geraten? 2005 konnte bereits eine Insolvenz verhindert werden, aber so richtig saniert wurde er nicht.

MÖNIG-RAANE | Auch diese Insolvenz hätte verhindert werden können! In die Notlage, eine Staatsbürgschaft beantragen zu müssen, ist Arcandor im Herbst letzten Jahres gekommen. Die schwierige Lage verschärfte sich zu einer Existenz bedrohenden Krise, als die schon fertig ausgehandelten Kreditverträge in letzter Minute von der Royal Bank of Scotland gestoppt wurden. Die war durch die Pleite der Lehman Brothers Bank selber in Schieflage gekommen. In der Folge konnten nur noch kurzfristige Kreditverträge, die jetzt im Sommer ausliefen, abgeschlossen werden. Die damals noch fehlende Summe von 115 Millionen Euro pro Jahr haben die Beschäftigten mit einem Sanierungstarifvertrag erspart - nach 2004 zum zweiten Mal! Für solche Situationen sind die Bürgschaften aus dem Deutschlandfonds gedacht. Doch scheint es so gewesen zu sein, dass nach der Entscheidung für eine Staatsbürgschaft für Opel die Kanzlerin eine zweite strittige Entscheidung nicht wollte. Der Hinweis von Wirtschaftsminister zu Guttenberg, dass eine Insolvenz nicht das Ende sei, muss in den Ohren Zehntausender von Insolvenz betroffener Menschen zynisch klingen.

ver.di PUBLIK | Was kann ver.di jetzt für die Beschäftigten tun?

MÖNIG-RAANE | Unser Ziel ist, möglichst viele und gute Arbeitsplätze zu erhalten. Das bringen wir gemeinsam mit den Betriebsräten in die Insolvenzverfahren ein. Für unsere Mitglieder und Betriebsräte haben wir vielfältige Informationen zur Verfügung gestellt. Unsere Rechtsschutzstellen sind auf die Beratung der Kolleg/innen vorbereitet. Weitere Informationen gibt es auf der Website www.zukunft-der-arcandor-arbeitsplaetze.de.