Schmutziges Geschäft

ILO legt Bericht vor

Die Welt der Arbeit gleicht einem Dschungel. Es geht drunter und drüber, sie ist wild und gefährlich. Einerseits stürzt Massenarbeitslosigkeit Millionen von Menschen in Verzweiflung, gleichzeitig werden Millionen von Menschen in zutiefst unwürdige Arbeits- und Lebensverhältnisse gezwungen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat Ende Mai ihren Bericht zur weltweiten Zwangsarbeit vorgelegt.

Darin beschäftigt sie sich mit der geografischen Ausweitung von Zwangsarbeit sowie ihren Strukturen. Die spektakulärste Zahl, die im aktuellen Bericht errechnet wurde, beziffert die Verluste, mit denen die Betroffenen überzogen werden: jährlich rund 15 Milliarden Euro.

Die Profite aus dem schmutzigen Geschäft werden größtenteils von privaten Vermittlern eingestrichen. Menschenhandel im großen Stil verzeichnet die ILO vor allem in Asien, Lateinamerika und der Karibik. Mindestens 360 000 Personen seien in Industrienationen betroffen. "Rund 56 Prozent aller Personen in Zwangsarbeit waren Frauen und Mädchen. Der jährliche Profit, den allein der Menschenhandel abwarf, betrug mindestens 32 Milliarden US-Dollar", umgerechnet rund 22,8 Milliarden Euro.

Die Betroffenen schuften nicht nur als Landarbeiter, als Hausangestellte oder Prostituierte, in Minen und am Bau, sondern auch als Seeleute. Schlepper kassieren horrende Prämien, Arbeitgeber behalten Ausweise und Tickets, betrügen die häufig illegalen Arbeiter um ihre Löhne.

Gewerkschaften gefordert

Aber die ILO verzeichnet auch Erfolge. In Brasilien seien 2007 durch den Einsatz mobiler Inspektionseinheiten 6 000 Menschen aus Zwangsarbeit befreit worden. Neben den Regierungen seien auch Gewerkschaften gefordert, betont der Bericht. Sie könnten sich über die traditionelle Mitgliedschaft hinaus auf andere Arbeitskräfte, einschließlich Migranten, zubewegen. Mit ihren Beratungsprojekten für Illegale in Hamburg und Berlin hat ver.di auf diesem Gebiet erste Schritte gemacht. pe

www.ilo.org/public/german