Kein Leben nicht: Hertie Görlitz nach dem Ende

Es fehlt in keinem Reiseführer der Region: das traditionsreiche Jugendstilgebäude, gebaut 1912/13, eines der schönsten Kaufhäuser in Deutschland.

Die lange Geschichte des Hauses fand durch die Insolvenz von Hertie im August ein vorläufiges Ende. Allen Hoffnungen zum Trotz gibt es kein Happy End: 46 Verkäuferinnen und Verkäufer erhielten die Kündigung. Sie hatten sich dagegen engagiert und sich mit zahlreichen öffentlichen Aktionen gewehrt.

Der Betriebsrat hatte nach Lösungen gesucht: Gespräche mit dem Oberbürgermeister, mit dem Ministerpräsidenten, dem Wirtschaftsminister, der Wirtschaftsförderung; auch Kontakte bis nach Berlin halfen ihnen nicht. Die beiden Besitzer und ihre Insolvenzverwalter konnten sich auf kein Konzept und keinen Investor einigen.

Betriebsrat und ver.di-Bezirk müssen nach all den Gesprächen, Protesten und Rettungsversuchen nun feststellen, dass es in Görlitz nicht möglich war, auf regionaler Ebene in die Geschicke einzugreifen, während die Verhandlungen für sie weit weg auf Bundesebene geführt wurden. Da hilft auch das schöne Jugendstilhaus nicht weiter.

An ihrem letzten Arbeitstag am 21. August verhandelten nochmals Regionalpolitiker, Wirtschaftsvertreter und die Arbeitsagentur mit ver.di über Möglichkeiten für die entlassenen Mitarbeiter. Geregelt wurde über die IHK, dass die Auszubildenden von anderen Geschäften übernommen werden. Eine Transfer- oder Weiterbildungsgesellschaft wird es nicht geben, auch Abfindungen konnten mit den Insolvenzverwaltern nicht ausgehandelt werden. Die Arbeitsagentur bietet nun ein Bewerbertraining und für einige Kolleg/innen Weiterbildungsmaßnahmen an.

Hertie im Osten und gleichzeitig das einzige Kaufhaus in der Region überhaupt ist nun geschlossen. Die entlassenen Mitarbeiter/innen werden weiterhin vom ver.di-Bezirk Ostsachsen betreut.

BTR