Ihre Schwerpunkte sind Mitgliedergewinnung und betriebliche Gewerkschaftsstrukturen

VON BIRGIT TRAGSDORF

Thomas Schneider, Torsten Furgol, Sven Vogel, Thomas Voss (hinten v.l.n.r.), Lutz Kämmerer, Jörg Förster, Helge Biering (v.l.n.r.)

Sie können auch mal andere Wege ausprobieren oder sich ausschließlich einem Thema widmen. Sechs zusätzliche Projektsekretäre arbeiten für zwei Jahre in Fachbereichen des ver.di-Landesbezirks Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen. Für sie gibt es zwei wesentliche Schwerpunkte: Mitgliedergewinnung und Schaffung betrieblicher Gewerkschaftsstrukturen. Sie werden durch ihre Aufgabenfelder nicht nur die Arbeit der Fachbereichssekretäre ergänzen, sondern auch neue Bereiche erschließen. Die sollen während der zwei Jahre in die Betreuungskonzepte des Landesbezirkes und der Fachbereiche eingebunden werden, erklärt Landesleiter Thomas Voss.

Die Möglichkeit, Projektsekretäre zu beschäftigen, ergab sich durch nicht ausgeschöpfte Personalmittel in vier westlichen Bundesländern. Die dortigen Kolleg/innen hatten entschieden, dieses Geld nicht an die Bundesverwaltung zurückzugeben, sondern es dem Landesbezirk zwecks Stärkung der Mitgliedergewinnung zur Verfügung zu stellen. So konnten für zwei Jahre bisher aktive Ehrenamtliche eingestellt werden: für die Callcenter Helge Biering, bei der Bewachung Torsten Furgol, für den Flughafen Halle-Leipzig Lutz Kämmerer, für Edeka Sachsen Thomas Schneider, bei der Kommunalisierung in Sachsen Sven Vogel und bei den Sparkassen Marko Wunderlich. Seit Februar wurden sie in ihre Arbeit eingewiesen und in Workshops geschult. Nun treffen sie sich monatlich zum Austausch ihrer Arbeitsergebnisse und zur Weiterbildung mit Thomas Voss und Jörg Förster, Bereichsleiter Organisation im Landesbezirk.

Hartnäckig dranbleiben

Thomas Schneider beispielsweise "beackert" im Einzelhandel in Nordsachsen die einzelnen Filialen. Da muss er auch wegstecken können, wenn er von den Geschäftsführern aus den Läden gewiesen wird oder auch mal bei Kolleg/innen auf taube Ohren stößt. Dann kommt er eben durch die Hintertür. Inzwischen hat er eine umfassende Bestandsaufnahme der Situation bei den Discountern erstellt: mit konkreten Zahlen und Informationen über die aktuellen Probleme der Kolleg/innen auf der Hand. Nun geht er daran, Aktivenkreise zu bilden. Betriebsgruppen lassen sich schwer aufbauen, so seine Erfahrung. Daher setzt er auf die Kraft von regionalen Strukturen. Im Bewachungsgewerbe ist der Mindestlohn das Thema Nummer eins. Den schlechten Tarifverträgen mit der "Gewerkschaft öffentliche Dienste" (GöD) von sechs Euro pro Stunde und ohne Zuschläge gilt es, mit ver.di-Forderungen zu begegnen. Auch das Thema Betriebsratswahlen steht im Vordergrund - mit Schulungen der Wahlvorstände. Torsten Furgol will die guten Betriebsratsstrukturen, wie sie bei Securitas herrschen, auf andere Betriebe übertragen.

Bei den Callcentern wird Helge Biering sich vor allem der Mitgliedergewinnung bei der Jugend, der Gründung von Stammtischen und einem Gesundheitstarifvertrag widmen. Bei den Sparkassen geht es für Marko Wunderlich um Fragen der Umstrukturierung, Rückgruppierung und um Austritt aus dem Arbeitgeberverband. Sven Vogel begleitet den Weg von Landesbediensteten in die Kommunen und will mit Personalräten eigene Netzwerke aufbauen. Lutz Kämmerer ist in den Tochtergesellschaften des Flughafens Halle-Leipzig unterwegs, um Betreuungsstrukturen aufzubauen und den Organisationsgrad von 19 auf 30 Prozent zu erhöhen.

Alle Projektsekretäre haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Um in den einzelnen Bereichen intensiver arbeiten zu können, werden sie nahe dran sein an den Kolleg/innen und den Problemen in ihren Betrieben und Einrichtungen. ver.di PUBLIK wird weiter über ihre Projekte berichten.