Das Ende der Welt, wie wir sie kannten | Wir erleben einen historischen Umbruch: Das Zeitalter des permanenten Wachstums geht zu Ende. Warum wir das im Alltag noch nicht mitkriegen und was danach kommen könnte - das sind Themen des lesenswerten Buches Das Ende der Welt, wie wir sie kannten von Claus Leggewie und Harald Welzer. Zwar denken die meisten Menschen heute beim Thema Krise an zusammenbrechende Banken und die schwächelnde Konjunktur. Doch nach Meinung der Autoren sind Klimawandel und Ölknappheit die wesentlichen Gefahren. Obwohl es nicht an Informationen darüber mangelt, ignoriert die Weltgesellschaft sie bisher weitgehend. Der Grund liegt zum einen daran, dass im Alltag kein Kollaps erlebbar ist, sondern weiter "Busse fahren, Flugzeuge fliegen, die Geschäfte weihnachtlich dekorieren". Zum zweiten empfinden Gesellschaften die eigene Lebensweise als unhinterfragbar und vernünftig. Folglich finanzierte die Bundesregierung als Diener einer "Wachstumsreligion" die massenhafte Vernichtung fahrtüchtiger Autos, als der Neuwagenabsatz einbrach - anstatt sich über eine weniger motorisierte Gesellschaft Gedanken zu machen. "Apokalypsenblindheit" nennen die Autoren das. Wie in den letzten 150 Jahren hofft die Gesellschaft auch jetzt wieder auf großtechnische Lösungen wie CO2-Abscheidung und Mega-Solaranlagen. Das halten Leggewie und Welzer für falsch. Sie setzen stattdessen auf eine Modernisierung der Demokratie durch "Mikropolitik", bei der regionale Strukturen wieder wesentlich wichtiger werden. aje

Claus Leggewie, Harald Welzer: Das Ende der Welt, wie wir sie kannten, Fischer Verlag, Frankfurt/Main, 278 Seiten, 19,95 €, 978-3100433114


Arbeitsunrecht | Die so genannte "Finanzkrise" ist nicht denkbar, geschweige denn erklärbar, ohne die ihr vorausgegangenen Jahre mit Lohnkürzungen, Verletzung und Beschneidung von Arbeitnehmerrechten. Den Boden bereiteten ihr die Ausweitung von Leiharbeit und Hungerlohnsektor ebenso wie die Hartz-Gesetze. Nur vor diesem Hintergrund der systematischen Abwertung abhängig Beschäftigter sowie ihrer Interessenvertretungen und Schutzrechte konnte das gigantische Casinospiel der "kriminellen Ökonomie" funktionieren. Werner Rügemer, Experte für die Instrumente des neoliberalen Raubzugs, hat 26 Analysen dieser Zusammenhänge zu den Themen "Arbeits- und Arbeitslosen-Unrecht", "Arbeitsverhältnisse", "Gewerkschaftsfreie Zonen", "Mediale Mithilfe" zusammengestellt. Gewerkschafter, Wissenschaftler und Aktivisten - unter ihnen die Ex-IG-Medien-Funktionäre Detlef Hensche und Franz Kersjes, Arbeitsrechtler Wolfgang Däubler oder der IG Metaller Robert Fuß - schüren mit dieser bitter notwendigen Aufklärung hoffentlich genug Wut und Widerstandswillen, um mit dem abschließenden Kapitel "Alternativen und Chancen in der Finanz- und Wirtschaftskrise" drohende Resignation aufzufangen. Nicht alle Texte - es handelt sich um Referate der Kölner Konferenz "ArbeitsUnrecht" vom März dieses Jahres - sind gleichermaßen gut lesbar, alle aber sind verständlich. Hilfreich zur Vertiefung und für eigene Aktivitäten ist ein den einzelnen Themen zugeordnetes Literatur-, Bündnis- und Initiativenverzeichnis. ul

Werner Rügemer (Hg.): Arbeitsunrecht. Anklagen und Alternativen. Westfälisches Dampfboot, Münster, 2009, 250 Seiten, 24,90 €, ISBN 978-896917805