Tiny Hobbs greift ein

"Grundsätzlich in Ordnung" findet Tiny Hobbs, freigestellter Betriebsrat bei der Niederlassung Brief in Frankfurt, den neuen Tarifvertrag, der noch in den letzten Oktobertagen ausgehandelt wurde. Damit ist erst einmal vom Tisch, was Verärgerung, Angst und Widerstand bei den Beschäftigten der Post AG ausgelöst hatte. Es war ein bisher einmaliger Vorgang, dass der Arbeitgeber eine für Anfang Dezember bereits ausgehandelte Tariferhöhung von drei Prozent vertagen wollte. Tiny Hobbs: "Ich dachte, mir bleibt die Spucke weg. Im ersten Halbjahr hatten die über 500 Millionen Euro Gewinn gemacht! Und jetzt wollten sie Verträge nicht einhalten, um noch einmal zu verdienen. Aber mit uns war das nicht zu machen. Auch Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich - das ging gar nicht." So sahen das auch die Beschäftigten bei der Niederlassung Brief Wiesbaden, die ebenso wie die Frankfurter, Offenbacher und Rüsselsheimer oder die Gießener zu mehreren Tausend im Laufe des Oktobers an Protestveranstaltungen teilgenommen haben. Das hat Wirkung gezeigt.

Durch den neuen Tarifvertrag sind Dämme gezogen. Die Tariferhöhung wird pünktlich gezahlt. Die längere Laufzeit schmeckt durch eine Einmalzahlung nicht ganz so bitter. Der Schutz vor Fremdvergabe in der Briefzustellung bleibt erhalten, wird aber im Paketdienst leicht ausgeweitet. Für Hessen würde das bedeuten, dass künftig rund 100 Bezirke nach außen gehen. Im Fahrdienst war dieser Prozess schon weiter fortgeschritten. Die verbliebenen rund 400 eigenen Fahrer der Post können nun aber bis Ende 2011 aufatmen. Mindestens so lange bleibt der Fahrdienst erhalten. Außerdem wird der Rationalisierungsschutz wieder in Kraft gesetzt, betriebsbedingte Änderungskündigungen sind ausgeschlossen, die Arbeitsplätze bis Ende 2011 gesichert. Und die wöchentliche Arbeitszeit bleibt.

Akribisch werden die Vertrauensleute das Ergebnis noch einmal unter die Lupe nehmen. Tiny Hobbs trifft sich Mitte November wieder zum regelmäßigen Stammtisch. Für ihn sind die Vertrauensleute der Dreh- und Angelpunkt für ver.di, Seismografen für Stimmungen und Potenziale unmittelbar vor Ort. reb