Schwarz auf Weiß: Das Grundsätzliche ist geklärt

Woran denkt man, wenn man den Namen ver.di hört? An 13 Fachbereiche, die munter nebeneinander leben und kämpfen? An die in Berlin, die auch mal was tun könnten? Oder an eine Gewerkschaft mit vielen Gesichtern? 60 von ihnen haben sich Anfang Oktober im osthessischen Hünfeld zur alljährlichen Versammlung der Vertrauensleute von ver.di getroffen, darunter ein Drittel Frauen.

Seit vielen Jahren engagiert sich Uli Kimpel vom Amt für Bodenmanagement als Vertrauensmann von ver.di. Er hat die Veranstaltung in Hünfeld mit vorbereitet. Zunächst sollten sich alle erst einmal kennenlernen. Denn die unterschiedlichsten Arbeitsbereiche waren vertreten: von den Stadtwerken bis zur Landesverwaltung, Krankenhäuser, Sozial- und Erziehungsdienste, ebenso Telekom und Post. "Die Fachbereiche müssen miteinander reden", sagt Uli Kimpel. Nur dann könne sich sein Wunsch für die Tarifbewegungen im kommenden Frühjahr erfüllen: Möglichst viele Branchen tun sich zusammen, für die Verhandlungen gibt es einen gemeinsamen zeitlichen Rahmen, man tauscht sich aus und man unterstützt sich gegenseitig. So entsteht die Kraft, etwas durchzusetzen.

Ein Plus für alle

Bevor über die Höhe einer Tarifforderung diskutiert werden konnte, musste erst Grundlegendes geklärt werden: Sockel? Festbetrag? Prozente? Oder Kombination? Wie wirkt was? Folgende Varianten hielten die osthessischen ver.dianer für sinnvoll: Entweder 50 Euro Sockelbetrag und darauf vier Prozent mehr. Das hätte den Charme, dass untere Einkommen stärker vom Sockel profitieren, die oberen stärker von den Prozenten. Oder ein einheitlicher Festbetrag von 200 Euro für alle. Auf einen knackigen Nenner brachten die Ver-und Entsorger das Anliegen, die unteren Einkommen stärker zu berücksichtigen: mehrstufiger Sockelbetrag, darauf die Prozente. Was nichts anderes heißt als: Unten wird mit einem höheren Betrag gemauert, oben wird leichter gebaut mit einem geringeren. Auf diese Weise könnte die Spanne zwischen den Verdiensten verringert werden, aber alle hätten ein Plus. Auf der Konferenz wurde der Ideencharakter der Vorschläge betont, entschieden wird in den Betrieben. Also werden sich die Vertrauensleute nun daran machen, in den Betrieben und Dienststellen die Diskussion zu beginnen. Meinungsbildung kann sich unterschiedlich gestalten, per Mitgliederversammlung, über das persönliche Gespräch oder per Fragebogen. In dieser intensiven Phase der Diskussion wird natürlich auch immer die Gretchenfrage mitschwingen: Wie hältst du's mit dem eigenen Engagement?

Persönliches Qualitätsmanagement

Zweiter Schwerpunkt der Konferenz war die Vorbereitung der Vertrauensleutewahlen im Winter. Ziel ist die Einrichtung eines bezirklichen VL-Ausschusses. Er soll die konkrete Wahlvorbereitung begleiten. Hierfür muss noch der betriebliche Unterbau stabilisiert werden. Wo es Bereitschaft, aber noch wenig Erfahrung in der VL-Arbeit gibt, stehen schon jetzt "Paten" zur Verfügung. Erste Devise: Sie gehen zum Bezirk, fragen nach und holen Unterstützung. Mittelalte Hasen wie Uli Kimpel stehen als Coach bereit. Zweite Devise: Immer wieder im "Handbuch für die VL-Arbeit" nachschauen. Auch das gibt es im Bezirk. Es enthält genaue Hinweise und Tipps. Für unverzichtbar hält Uli Kimpel neben dieser Hilfestellung eine systematische Bildungsarbeit, Seminare, die aufeinander aufbauen. Auf diese Weise könne jeder ein "persönliches Qualitätsmanagement" betreiben.

Was denkt man nun nach einem solchen Nachmittag über ver.di? Die 60 haben angeregt diskutiert, sich informiert und sich mit ihren verschiedenen Branchen kennen gelernt. Wenn sie sagen, ver.di muss was tun, dann meinen sie damit: Sie packen es selber an.