SÜDDEUTSCHE ZEITUNG 15. OKTOBER 2009 | Verdi bündelt viele Problembranchen: Wachdienste, Einzelhandel, Friseure - da arbeiten Menschen, für die schon ein Gewerkschaftsbeitrag unbezahlbarer Luxus ist; ganz abgesehen von Firmenchefs, die Mitbestimmung mit allen Mitteln behindern. Welchen Wert Sozialpartnerschaft auch für Betriebe, für die Leistung von Mitarbeitern hat - vielleicht dauert es bis zu den nächsten 70er Jahren, bis diese Chefs das begreifen. Aber deshalb nun gleich eine neue Apo ausrufen?


Strategisches Dilemma

WIRTSCHAFTSWOCHE 9. NOVEMBER 2009 | Alles deutet auf eine ungewöhnliche Tarifrunde hin. Wenn im April 2010 die Tarifverträge für die 3,4 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie auslaufen, will die IG Metall mit einem überwiegend "qualitativen" Forderungskatalog in die Verhandlungen ziehen. Mit diesem pragmatischen Kurs, der schwere Nachwehen der Rezession für das kommende Jahr einkalkuliert, verabschiedet sich Huber de facto von der bei Gewerkschaften seit Jahrzehnten propagierten Kaufkrafttheorie der Löhne. [...] Frank Bsirske, der Chef von Verdi, sieht keinen Grund für Lohnzurückhaltung, wenn 2010 die Verhandlungen im öffentlichen Dienst anstehen (wo es weder Kurzarbeit noch Kündigungswellen gibt). Damit aber stehen die Gewerkschaften vor einem strategischen Dilemma. Wenn die beiden mächtigsten Gewerkschaften in der Tarifpolitik einen völlig gegensätzlichen Kurs fahren, gerät das gesamte Gewerkschaftslager in ökonomische Erklärungsnot. Man darf gespannt sein, wie sie diesen Knoten auflösen.


Arbeitnehmer-ADAC

NEUES DEUTSCHLAND 6. NOVEMBER 2009 | Geplant waren drei, dann sechs Jahre. Inzwischen fungiert connexx.av seit einem Jahrzehnt als Modell für moderne Gewerkschaftsarbeit. Unkonventionell und kreativ infiltriert das Innovationsprojekt der Großgewerkschaft ver.di Branchen, die gewerkschaftlichem Einfluss eher abhold sind: [...] Medien entdeckten die Gewerkschaft neu, versahen die connexx-Leute mit Etiketten wie "Streetworker auf dem Datenhighway" oder "dynamische Manager statt Gewerkschaftsfunktionäre alter Schule", das Projekt selbst mit dem eines "Arbeitnehmer-ADAC".